Klimakrise in Nicaragua

Die stille Armut nach dem Sturm

Alleine in Nicaragua leiden 1,5 Millionen Menschen unter den verheerenden Folgen der Hurrikane «Iota» und «Eta». Mit einem Nothilfeprojekt unterstützt SWISSAID die Familien, die schon vor der Katastrophe in extremer Armut lebten – und jetzt ums Überleben kämpfen.

Die Fakten

Land, Region:
Matagalpa, RAAN, Rivas, Granada, Carazo, Jinotega
Dauer:
Dezember 2020 - Mai 2021 (Projekt beendet)
Begünstigte:
Rund 1'700 Kleinbauernfamilien in mehr als 130 Gemeinden
Gesamtprojektbudget:
190'406 CHF

Die Ziele

Die Lebensbedingungen armer Kleinbauernfamilien, die durch die Hurrikane grosse Schäden an ihren Häuser erlitten haben, deren Boden durch Überschwemmungen unfruchtbar geworden ist und deren Ernten nahezu gänzlich ausfiel, werden verbessert. Sie erhalten vorübergehend Grundnahrungsmittel zur Verfügung gestellt und werden dabei unterstützt, die eigene Nahrungsmittelproduktion wieder aufzunehmen und Ernährungssicherheit zurückzugewinnen.

Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.

 

Während sich hierzulande das Leben wieder vermehrt drinnen und dem Coronavirus geschuldet vor allem zu Hause abspielt, wurde diese Möglichkeit vielen Menschen in Nicaragua wortwörtlich vom Dach gefegt: Im November 2020 wurde das Land von zwei verheerenden Hurrikanen heimgesucht.  Das Ausmass der Zerstörung ist bis heute nur schwer auszumachen. Fest steht: Die Katastrophe verschlechtert die Lebensbedingungen der Familien, die vorher schon in extremer Armut gelebt haben. Kombiniert mit der Covid19-Pandemie werden die Folgen für das Land und seine Bevölkerung noch mehrere Jahre spürbar sein.

Ernte zerstört – Hunger droht

SWISSAID arbeitet in Nicaragua mit mehr als 8‘000 Familien regional konzentriert und vernetzt zusammen. Mindestens 80 Prozent von ihnen sind mehr oder weniger stark von den Hurrikanen betroffen: Zäune, Ställe, Brunnen wurden zerstört. 50-70 Prozent der Maiskulturen sind verloren. Angebauter Reis, wachsende Bohnen wurden meist gar gänzlich vernichtet. Auch Kakaobäume erlitten starke Schäden, sie werden nur halb so viel abwerfen wie üblich. Der Kaffee stand in Blüten und trug erste Früchte – jetzt haben Wind und Regen sie weggetragen.

Die Ernährungssicherheit der Kleinbauernfamilien steht auf Messers Schneide. Ihre Ernte ist nicht nur die Grundlage dessen, was täglich auf dem Teller landet. Das Geld, das sie mit dem Verkauf der Überschüsse auf dem Markt verdienen, ist auch ihr einziges Einkommen. 90 Prozent der Mais- und Bohnenernte in Nicaragua wird von Kleinbauernfamilien produziert. Heisst: Es fehlt an Essen. Es droht Hunger.

Für künftiges Essen fehlt Saatgut

Der Verlust der Ernte bedeutet auch, dass den Kleinbauernfamilien kein neues Saatgut zur Verfügung steht. Davon sind auch die kommunalen Saatgutbanken, welche die betroffenen Gemeindemitglieder mit Saatgut versorgen. Es gibt keinen sicheren Zugang zu Saatgut im nächsten Jahr. Und das Geld, um Saatgut von Dritten zu kaufen, das fehlt.

Die starken Überschwemmungen haben den Boden stark in Mitleidenschaft gezogen, die fruchtbare Schicht wurde abgetragen. Die Kleinbauernfamilien werden viel Zeit brauchen, um die Böden wieder aufzupäppeln. Dabei haben sie alle Hände voll zu tun, Schäden an Häusern, Einrichtungen und Material zu beheben. Viele von ihnen leben draussen oder in Notunterkünften. Dort steigt das Gesundheitsrisiko.

Nur wer jetzt sät, kann auch ernten

Mit grosser Unterstützung von einheimischen Partnern hilft SWISSAID dort, wo es am nötigsten ist. Wir stellen Material für Dachkonstruktionen zur Verfügung und helfen, Häuser wiederaufzubauen. Familien, die ihre ganze Ernte verloren haben, erhalten so lange Grundnahrungsmittel, bis die nächste Ernte ansteht. Sie können sich der agroökologischen Arbeit widmen, anstatt jeden Tag ums blanke Überleben kämpfen zu müssen – und stellen so überhaupt eine nächste Ernte in Aussicht.

Die Zeit drängt: Im Juni steht die Trockenzeit vor der Tür. Wenn nicht bald ausgesät wird, fällt auch die nächste Ernte aus. Deshalb stellen wir Saatgut zur Verfügung und helfen, Tröpfchenbewässerungsanlagen zu flicken oder zu bauen. Damit die Kleinbauernfamilien in ein paar Monaten wieder selber für sich und das Essen ihres Landes sorgen können.