Frieden in Kolumbien

Frauen erheben ihre Stimme und kämpfen für ihre Rechte

In Kolumbiens ländlichen Gebieten sind Frauen mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert: geschlechtsspezifische Gewalt, mangelnde Anerkennung und Ausschluss von politischen Entscheidungen. Durch Schulungen und Netzwerke erheben sie nun ihre Stimme und fordern ihre Rechte ein – was einen tiefgreifenden sozialen Wandel mit sich bringt.

Die Fakten

Land, Region:
Sucre, Boyacá, Chocó
Dauer:
Februar 2024 - Dezember 2026
Begünstigte:
37’679 Personen, 15’321 davon sind Frauen
Gesamtprojektbudget:
588’669 CHF

Die Ziele

Das Projekt fördert die Gleichstellung der Geschlechter und die Mitverantwortung der Männer in den Projektregionen Kolumbiens. Es schützt auch die Rechte der Frauen und sie werden politisch und wirtschaftlich gestärkt. Es befasst sich mit einigen weit verbreiteten Problemen der Gesellschaft, insbesondere mit geschlechtsspezifischer Gewalt, sei sie sexueller, psychologischer, politischer oder wirtschaftlicher Art.

Das Projekt wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt.

«Kein Frieden wird möglich sein, solange Gewalt gegen Frauen anhält». Eine kraftvolle Botschaft, die in grossen gelben Buchstaben auf dem violetten T-Shirt von Ledis Margoth prangt. In ihrer ebenso engagierten Rede ergänzt sie: «Im Namen der Frauen von Sucre fordere ich, dass die kolumbianische Regierung beweist, dass sie das Leben und die Rechte von Frauen mit konkreten Massnahmen schützt.»

Keine Anerkennung für essenzielle Arbeit

Geschlechtsspezifische Gewalt bleibt in Kolumbien eine grosse Herausforderung und hindert Frauen daran, gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilzunehmen. In ländlichen Gebieten ist diese Situation noch gravierender. Frauen sind häufig auf Kinderbetreuung, Haushalt und Gemüseanbau beschränkt und können oft nur in Teilzeit einer bezahlten Arbeit nachgehen. Wegen dieser Mehrfachbelastung und des daraus resultierenden geringen Einkommens bleiben die Frauen wirtschaftlich abhängig von ihren Männern. Obwohl ihre Arbeit für Familie und Gesellschaft essenziell ist, erfahren sie kaum Anerkennung.

Auryn María Montes Chávez bezeichnet sich selbst als das Fundament ihrer Familie. Trotzdem schuftet sie ohne jegliche Anerkennung. «Ich weiss, wann ich aufstehe, aber nie, wann ich ins Bett gehen werde. Ich arbeite von morgens früh bis abends spät. Ich bewirtschafte ein Stück Land, das mir nicht gehört. Wir Frauen in ländlichen Gebieten bekommen weder vom Staat noch von der Gesellschaft Anerkennung. Institutionen unterstützen uns weder bei Projekten noch bei unserer Ausbildung.»

Auryn María Montes Chávez bezeichnet sich als das Fundament ihrer Familie. Trotzdem schuftet sie ohne jegliche Anerkennung.

«Ich bewirtschafte ein Stück Land, das mir nicht gehört. Wir Frauen in ländlichen Gebieten bekommen weder vom Staat noch von der Gesellschaft Anerkennung. Institutionen unterstützen uns weder bei Projekten noch bei unserer Ausbildung.»

Frauen erheben ihre Stimme

Strukturelle und kulturelle Hindernisse sowie geschlechtsspezifische Gewalt erschweren Frauen die politische Teilhabe. Darum hat SWISSAID Kolumbien das Projekt «Frauen, politische Partizipation und Frieden» ins Leben gerufen. Das Projekt konzentriert sich vor allem darauf, Frauen in ländlichen Gebieten durch Sensibilisierung und Schulungen stärker in das politische, wirtschaftliche und soziale Leben ihrer Gemeinde einzubinden.

Seit dem Start des Projekts im Jahr 2024 wurden mehr als 11’700 Frauen in Führungskompetenzen geschult. Diese Frauen haben heute wichtige Positionen in lokalen Gremien wie Beiräten inne und gestalten so die lokale Entwicklung mit. Dank dieser Schulungen kann sich Ledis Margoth jetzt in Videospots nicht nur an die Regierung, sondern auch an Frauen und Männer in Kolumbiens ländlichen Gemeinden richten. Denn nur so kann sich etwas verändern.

Gewalt und Männlichkeit

Das Projekt umfasst ebenfalls die Prävention und Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt: Auch bei Männern wird positive und insbesondere gewaltfreie Männlichkeit gefördert.

Die Frauen schliessen sich in Netzwerken zur Bewältigung von geschlechtsspezifischer Gewalt zusammen. Im Jahr 2023 konnten 647 von Gewalt Betroffene unterstützt werden. Durch diese Netzwerke findet eine kollektive Sensibilisierung statt, die Tausende von Menschen erreicht. Ingrid Pérez trägt das gleiche violette T-Shirt wie Ledis Margoth. -Diese Schützenhilfe hat ihr Leben verändert. «Dank dieses Netzwerks konnten wir Frauen aus diesem Teufelskreis ausbrechen, der aus gesellschaftlich diktierten Normen besteht und der Tatsache, dass unsere Leiden verschwiegen werden. Erst durch die Schulungen habe ich erfahren, dass ich als Frau viele Rechte habe. Ich setzte das Gelernte zu Hause mit meinem Mann um und begann, eigene Entscheidungen zu treffen. Mein Mann war zunächst nicht einverstanden, doch schliesslich konnte ich ihn überzeugen – indem ich ihm geduldig meine Sichtweise erklärt habe.»

Einer der innovativen Aspekte des Projekts ist, dass immer mehr Männer einbezogen werden. Sie machen 26 Prozent der Mitglieder dieser Netzwerke aus. Sie übernehmen unterstützende Rollen und zeigen ein wachsendes Bewusstsein für die Problematik. Dabei werden sie zu Vorbildern positiver Männlichkeit, die traditionelle Normen der Dominanz ablehnen. Dieses Engagement der Männer stärkt die Wirksamkeit der Netzwerke und hilft, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Durch neue, integrativere und respektvollere Vatermodelle wird verhindert, dass sich gewalttätige Muster über Generationen hinweg fortsetzen.

Ingrid Pérez, Mitglied des Netzwerks zur Prävention und Erkennung von Gewalt in Sucre, sagt: «Dank dieses Netzwerks konnten wir Frauen aus diesem Teufelskreis ausbrechen, der aus gesellschaftlich diktierten Normen besteht und der Tatsache, dass unsere Leiden verschwiegen werden. Erst durch die Schulungen habe ich erfahren, dass ich als Frau viele Rechte habe.“

Vorteile für die ganze Gemeinde

Die Stärkung von Frauenrechten beschränkt sich nicht auf die Verbesserung ihrer individuellen Situation. Investitionen in die politische und soziale Teilhabe von Frauen stärken auch die Gemeinden – durch eine effizientere Lokalpolitik und besseren Zugang zu essenziellen Ressourcen, besonders in ländlichen Regionen. Zudem trägt die Förderung eines positiven Männlichkeitsbildes dazu bei, gewalttätiges Verhalten zu reduzieren und eine Kultur des Respekts und der Zusammenarbeit zu fördern. « Und so», sagt Auryn abschliessend: «kann der Frieden auf dem Land in Kolumbien endlich Früchte tragen.»

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