Der Niger ist besonders vom Klimawandel betroffen: Starkniederschläge wechseln sich mit Dürren ab. Das befeuert den Hunger. Doch nicht überall: Eine Region hat mit Hilfe von SWISSAID ihre Lebensbedingungen verbessert. Und zwar langfristig.
Die Fakten
Die Ziele
Ziel des Projekts ist es, die betroffenen Menschen dabei zu unterstützen, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen und ihre Ernährung zu sichern. Nahrungsengpässe in der Gemeinde sollen durch Massnahmen wie agrarökologischer Gemüseanbau, extensive Viehzucht, verbesserte Lagerungsmöglichkeiten sowie bessere Vermarktung der Produkte bekämpft werden. Im Zentrum stehen die Frauen, die die Hauptlast der familiären Ernährung tragen. Alphabetisierungskurse stärken ihre Stellung und fördern deren finanzielle Unabhängigkeit.
Konkret sind folgende Ziele gesetzt:
- Erhöhung der Resilienz von Kleinbauernfamilien gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.
- Ausreichende und ausgewogene Ernährung durch die Einführung und Anwendung agrarökologischer Produktionstechniken.
- Stärkung der politischen und sozioökonomischen Situation von Frauen.
Das Projekt wird finanziell unterstützt von der DEZA.
Wie kleine Oasen sehen die grün blühenden Gärten in der versandeten Landschaft aus. Zwischen den Lehmhütten flattern Hühner herum. Das Blöken der Ziegen vermischt sich mit dem Lachen der Kinder. Salamatou Zamnou sitzt vor ihrer Lehmhütte. Gemeinsam mit anderen Bäuerinnen mahlt sie Erdnüsse zu Mus. Ihre farbigen Kleider heben sich vom beigen Hintergrund ab. Fast idyllisch, sieht die Szene aus. Der Schein trügt für einmal nicht. Oder nicht ganz. In Kieché, im Osten des Nigers, spriesst nicht nur das Gemüse, sondern seit einiger Zeit auch wieder Hoffnung.
«Früher war die Armut viel mehr spür- und sichtbar. In den vergangenen Monaten hat sich vieles zum Besseren gewandelt.»
Salamatou Zamnaou
Und dies trotz aller Widrigkeiten. Denn Niger gehört zu den ärmsten Ländern weltweit und belegt den traurigen letzten Platz im Human Development-Index der UNO. Hunger und Armut bestimmen den Alltag. Fast die Hälfte der Kinder im Alter unter Fünf sind unterernährt. Gerade in den ländlichen Gegenden der Sahelzone, wie in Kiéché, ist das Leben besonders hart. Die Landarbeit wirft wenig ab. Männer ziehen fort, auf der Suche nach einem besseren Leben, nach Nahrung und Geld. Zurück bleiben Frauen – die sich um alles kümmern, um die Alten, die Kinder, die Tiere und das Land.
Alte Böden
Land, das wegen des Klimawandels immer weniger hergibt. Seit 1961 ist die Produktivität der Landwirtschaft um einen Drittel gesunken. Mehrere Millionen Menschen mussten in Ländern der Subsahara ihre Heimat verlassen, weil sich das Klima veränderte. Wird der Klimawandel nicht gebremst, dann leiden bis 2050 zusätzlich 24 Millionen Kinder unter Mangelernährung. Am schwersten wird es die Subsahara Afrika treffen: Jährlich werden hier 12 Millionen Hektar zu Wüsten. Das geht aus Studien der UNO hervor. In Kieché heisst das konkret: Weniger zu essen.
«Wir rechnen konkret mit einem Rückgang der Ernte um rund 13 Prozent. Dies belegen Daten der Vereinten Nationen.»
SWISSAID-Klimaexpertin Sonja Tschirren (vgl. Interview).
Die immer härter werdenden Bedingungen kennt Salamatou Zamnaou am eigenen Leib. «Wir warten seit Wochen auf Regen», sagt sie und blickt zum blauen Himmel hoch. Von Niederschlägen keine Spur. Dafür hätte es der Boden dringend nötig. Wasser. 2022 war es besonders schlimm. Und wenn das Wasser dann kommt, dann kommt es (zu) intensiv. «Die Jahreszeiten haben sich verändert. Starkniederschläge wechseln sich mit Dürren ab. Das macht die Beackerung der Felder sehr schwierig», so Sonja Tschirren.
Mit Agrarökologie gegen den Klimawandel
Warum Kieché?
Dennoch hat Kieché in Vielem eine Sonderstellung. Denn das Entwicklungspotenzial in der Region ist günstig. Der Grundwasserspiegel ist hoch. Die Böden sind nährstoffreich. Wichtige Grundlagen also, die SWISSAID gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung im Kampf gegen den Hunger nutzen will und kann. So ist SWISSAID daran, im Projektgebiet 18 Brunnen zu bauen und Kleinbäuerinnen auf nachhaltige Anbaumethoden zu schulen. Damit die Arbeit auch nach Projektende Bestand hat, wird das Wissen und die Organisation dem lokalen Kleinbäuerinnenverband übergeben.
Dieser hat sich in den letzten Monaten mit anderen Gemeinden in der Region vernetzt – und breitet sich mittlerweile auf über 21 Dörfer aus. «Es wollen immer mehr mitmachen!» erzählt Zamnaou stolz. Der Grund liegt auf der Hand: Die Armut hat sich sichtbar verringert in den letzten Monaten. Sehr zur Freude von Zamnaou. Und auf was ist die Bäuerin besonders stolz? «Auf das Wissen rund um Agrarökologie – damit können wir uns selbst helfen!» Dann fügt sie ein afrikanisches Sprichwort an, um die Arbeit von SWISSAID zu umschreiben: «Statt Fische in die Hand zu bekommen, lernen wir lieber das Fischen!»
Salamatou Zamnaou fügt ein afrikanisches Sprichwort an, um die Arbeit von SWISSAID zu umschreiben: «Statt Fische in die Hand zu bekommen, lernen wir lieber das Fischen!»