Goldabbau in Tansania

Die zwei Seiten des Goldes

Einerseits leben über 100 Millionen Menschen weltweit vom Goldschürfen. Andererseits gefährdet die Arbeit in den Goldminen die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter massiv. In Tansania sichern viele handwerkliche Minen den Lebensunterhalt der Bevölkerung. Mit Hilfe ihrer Partner unterstützt SWISSAID die Menschen dabei, die Bedingungen in den Goldminen und den Marktzugang zu verbessern. Zum Beispiel in der Region Geita, im Norden des Landes.

Die Fakten

Land, Region:
Geita, Tansania
Dauer:
Januar 2023 – Dezember 2025
Begünstigte:
Direkt: 2'500 Minenarbeiter:innen | Indirekt: 1'604'500 Personen
Gesamtprojektbudget:
CHF 806’511

Die Ziele

Um die Bedingungen in den Goldminen zu verbessern, unterstützt SWISSAID mit Hilfe ihrer Partner Hakirasilimali und FADEV, zehn Modellminen dabei, so zu arbeiten, dass sie den Umwelt- und Gesundheitskriterien entsprechen. Sobald sie nach diesen neuen Standards betrieben werden, sollen diese Minen als Beispiele für andere handwerkliche Minen dienen, um auf lokaler Ebene eine Dynamik zu erzeugen. Parallel dazu wird auf lokaler und nationaler Ebene für bessere Regulierungen im handwerklichen Goldsektor eingestanden.

Das Projekt wird finanziell unterstützt von der DEZA.

Tansania. Im Nordwesten des Landes. Eingebettet in malerisch grüne Landschaft, stehen Tafelberge voller Golderz. Lastwagen brummen schwer beladen Richtung der grossen Zentren. Improvisierte Löcher, umgeben von kleinen Hütten, wo Frauen und Männer das Gestein waschen und verkleinern, prägen das Bild. Die Region Geita ist ein Hotspot in Sachen Gold. Die Menschen strömen aus dem ganzen Land hierher. Auf der Suche nach etwas Glück. Und einem kleinen Einkommen, das sie zu ihren Verwandten schicken und so den Hunger etwas mildern.

Die Arbeit ist gefährlich, eine der gefährlichsten überhaupt. Vor allem in den kleinen, privaten und informellen Minen. Immer wieder passieren tödliche Unfälle in den engen Löchern die verzweigt bis zu 50 Meter tief reichen. Oft steigen Jugendliche in die Löcher runter, arbeiten sieben Stunden unter der Erde. Mit wenig Luftzufuhr. Langzeitfolgen gehören zum Alltag: Die staubige Luft, der giftige Schlamm hinterlassen bedrohliche Spuren in der Lunge, auf der Haut und am Herz.

Grosse und kleine Player

Theonestina Mwasha, eine Ingenieurin mit Schwerpunkt Mineralien für Minenarbeit bei der SWISSAID Partnerorganisation FADEV, schätzt, dass in Tansania 1,5 Millionen Menschen ihr Einkommen mit Goldschürfen verdienen. Mit diesem Verdienst ernähren sie ihre Familien: Ein Minenarbeiter unterstützt in der Regel sechs Personen. Insgesamt sind damit rund 9 Millionen Menschen im Land vom schimmernden Rohstoff abhängig. Das sind 15 Prozent der gesamten Bevölkerung.

Blickt man in die Welt, ist die Zahl noch beeindruckender: Studien gehen davon aus, dass weit über 100 Millionen Menschen weltweit von den Goldeinnahmen leben – und sich so eigenständig aus dem Hunger befreien. Das meiste Gold weltweit wird in industriellen Minen abgebaut; nämlich rund 80 Prozent. Diese riesigen Abbaustellen gehören internationalen Konzernen. Sie sind professionell organisiert, in den internationalen Handel eingebunden – doch nur ein kleiner Teil der einheimischen Bevölkerung findet dort Arbeit.

Gemäss Theonestina Mwasha (rechts) ist die Arbeit in kleinen handwerklichen Minen «oft der einzige Weg, um ein unabhängiges Leben zu führen». Aus diesen Minen stammen rund 20 Prozent; sie sichern den Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung.

Mehr noch: Oft wird ihnen gar die Lebensgrundlage geraubt. Einheimische werden vertrieben, rund um die riesigen Abbaugebiete entstehen informelle Siedlungen. Und wegen der verwendeten Stoffe, wie Zyanid, wird das Grundwasser vergiftet. «Mehrere Studien belegen, dass die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in der Nähe von einigen industriellen Abbaugebieten beeinträchtigt ist», sagt Marc Ummel, Gold-Experte bei SWISSAID.

Aus handwerklichen, kleinen Minen stammen rund 20 Prozent – jedoch ernähren sich davon viel mehr Einheimische. «Die Arbeit dort ist oft der einzige Weg in ein unabhängiges Leben», so Theonestina Mwasha.

Lesen Sie den Artikel im SWISSAID-Magazin.

Prekäre Arbeitsbedingungen

In den unkontrollierten Abbaustellen sind die Arbeitsbedingungen oft prekär. Die Mineure brauchen Quecksilber, um das Gold aus dem Gestein zu lösen – mit gefährlichen Folgen für Mensch und Umwelt. Zudem fehlt den Schürferinnen und Schürfern der direkte Zugang zum Markt und zu Krediten. Deshalb müssen sie ihre Funde oft unter Marktwert verkaufen.

Dies wollen SWISSAID und Partnerorganisationen ändern. Seit sechs Jahren sind sie in Tansania daran, die Arbeitsbedingungen und den Marktzugang in handwerklichen Minen zu verbessern und eine bessere staatliche Regulierung zu fordern.

In drei ausgewählten Abbauplätzen schult SWISSAID gemeinsam mit Partnerorganisationen die Arbeitnehmenden auf Gefahren und Umweltzerstörung und verteilt Schutzkleider. Wie in Geita und Kahama im Oktober 2023. Dort erhielten die Arbeitenden 160 Paar Handschuhe, Helme, Reflektoren, Sicherheitsstiefel und Schutzbrillen.

Für faires Gold!

Gold kann sehr fair produziert und fair gehandelt werden. Genau das ist unser Ziel! Mit einer Spende unterstützen Sie uns z.B. dabei, dass Minenarbeiterinnen und Minenarbeiter in unseren Partnerländern Gold unter sicheren Bedingungen abbauen und es legal und zu fairen Marktbedingungen verkaufen können.

Kredite und Schutzmaterial

Josefina John gehört zu einer Gruppe von Frauen, die von dem Projekt unterstützt werden. Sie lernen, Zahlen zu erheben und eine saubere Buchhaltung zu führen – denn ohne Buchhaltung erhalten sie keine Kredite von den Finanzgesellschaften. Und ohne Kredite ist es schier unmöglich, Lizenzen zu erhalten, um das Gold legal und zu marktüblichen Preisen zu verkaufen.

Josefina erinnert sich noch an die harte Arbeit ohne Schutzkleidung. Ihre Hände waren vom ständigen Hämmern voller Risse, die bluteten. Ihre Kinder schmerzten die Berührungen. Mit den robusten Handschuhen kann sie ihre Hände, mit der Brille ihre Augen schützen. Sie ist sicher: «When you are safe, your family is also safe!»

Hören Sie unsere Podcast-Episode mit Theonestina Mwasha und Marc Ummel.

Hartnäckigkeit zeigt Wirkung

Die Arbeit auf dem Feld ist aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Deshalb setzt sich SWISSAID gemeinsam mit Partnerorganisationen auch auf politischer Ebene ein – um die Strukturen für handwerkliche Minen nachhaltig zu verbessern und auch den Kleinschürferinnen und -schürfern Zugang zum staatlich regulierten Markt zu bieten. Für Marc Ummel ist klar: «Mit dem legalen, fairen Marktzugang für kleine Mineure hat die Welt einen starken Hebel, um dem Globalen Süden nachhaltig einen Weg aus dem Hunger zu ebnen.»