Wo helfen, wenn es an allem fehlt? Der Zugang zu Wasser sei das Wichtigste, sagt SWISSAID-Mitarbeiter Ibrahim Hamadou. Im Niger lernen Kinder in den «Blauen Schulen» ausserdem, warum Hygiene und gesunde Ernährung überlebenswichtig sind.
Die Fakten
Die Ziele
Um den Gesundheitszustand der Bevölkerung Nigers zu verbessern, braucht es den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mit diesem Projekt soll der Trinkwasserbedarf der begünstigten Bevölkerung der Region N’Gonga gedeckt werden. Die Kinder werden zum Beispiel in den «Blauen Schulen» dafür sensibilisiert, die Regeln der Hygiene und der sanitären Grundversorgung anzuwenden. Ausserdem lernen sie, wie man einen Schulgarten anlegt und Gemüse nach agroökologischen Prinzipien anbaut.
Eine Multi-Dorf-Mini-Trinkwasserversorgung wird realisiert, eine bestehende Mini-Trinkwasserversorgung erweitert und verbessert. Zwei mit einer Handpumpe ausgestattete Bohrlöcher werden in zwei automatische Wasserpumpen umgewandelt. An Schulen können sechs Schullatrinenblöcke gebaut und Stationen zum Händewaschen eingerichtet werden.
Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.
Hände waschen können. Immer eine Toilette in der Nähe haben. Sauberes Trinkwasser überall. Das sind keine Selbstverständlichkeiten. Im Niger, einem der ärmsten Länder der Welt, ist gar nichts selbstverständlich. Während wir uns mit sechzig Jahren langsam Gedanken über die Pension machen, sind die meisten Nigrerinnen und Nigrer bereits tot. Die durchschnittliche Lebenserwartung im westafrikanischen Land beträgt 59 Jahre. Nur knapp die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Wasser. Alle anderen müssen Sickergruben, Pfützen oder den verschmutzten Strom Niger benutzen. Sanitäre Anlagen gibt es kaum.
Hilfe fängt bei sauberem Wasser an
Angesichts dieser Probleme fühlt man sich schnell machtlos: Wie helfen? Wo anfangen? Dieses Gefühl kennt auch der SWISSAID-Mitarbeiter Ibrahim Hamadou. Er hat die Armut im Niger selbst erlebt. «Die Situation ist menschenunwürdig. Den Alltag jener, die von extremer Armut betroffen sind, dominiert ein Gedanke: überleben. Das ist die Herausforderung, jeden Tag.» Viele Kinder landen auf der Strasse, weil ihre Eltern sie nicht ernähren können. Auch Ibrahim Hamadou hätte es so ergehen können, wäre er nicht von seinem Onkel, dem es finanziell ein bisschen besser geht, adoptiert worden. Ibrahim hat Glück gehabt. Heute ist er überzeugt: «Hilfe für den Niger muss beim Zugang zu sauberem Wasser anfangen.» Weil Ernährung und Gesundheit, weil einfach alles vom Wasser abhängt.
Wenn das Gute plötzlich fliesst: Dieses Mädchen muss nicht mehr täglich kilometerweit zu Fuss gehen, um sauberes Wasser für seine Familie zu holen. Nun hat es endlich Zeit, um in die Schule zu gehen.
So unterstützt SWISSAID mehrere Dörfer und Gemeinden in der Sahelzone – darunter Soucoucoutane, Dankassari, Falwel und N’Gonga – beim Bau einer Trinkwasserinfrastruktur und sanitärer Anlagen. Zusätzlich wurden an elf Schulen Latrinen und Handwaschanlagen installiert. Die Kinder müssen nun nicht mehr weite Wege auf sich nehmen, um auf die Toilette zu gehen. Sie verrichten ihre Notdurft nicht mehr notgedrungen im Freien – so kommen weniger gefährliche Keime in Umlauf. In den «Blauen Schulen» lernen die Schülerinnen und Schüler zusätzlich, wie wichtig Hygiene für ihre Gesundheit ist.
Gemüse und Hoffnung
«Es gibt keine Zukunft ohne die Jungen», sagt Ibrahim Hamadou. «Wenn wir in den Köpfen der 6- bis 10-Jährigen etwas verändern und ihnen den Zusammenhang von Hygiene und Gesundheit mit auf den Weg geben, wachsen sie damit auf und bringen das Wissen in ihre Familien.» Doch nicht nur Hygiene, auch Ernährung ist eine wichtige «Lektion zum Überleben». Deshalb legen die Schülerinnen und Schüler der «Blauen Schulen» einen Schulgarten an. Sie lernen verschiedene Gemüsesorten kennen und erfahren, wie man sie anbaut und agroökologische Techniken anwendet. Sodass Veränderung wachsen und Hoffnung spriessen kann.
Wo kommt das gesunde Essen her? Aus dem Schulgarten. Hier lernen die Kinder, wie man Gemüse nach agroökologischen Prinzipien anbaut und wie man es weiterverarbeitet.