Die COP 29, die gestern Nacht in Baku endete, schliesst mit einer enttäuschenden Bilanz. Die Antworten auf die zentrale Frage der Klimafinanzierung sind nicht zufriedenstellend. «Die Mittel, die die Industrieländer den armen Ländern des Südens zur Verfügung stellen, reichen nicht aus, um eine massive Reduktion der Treibhausgasemissionen und die Anpassung an den Klimawandel bis 2030 zu ermöglichen», bedauert Sonja Tschirren, die bei SWISSAID für das Klima-Dossier zuständig ist. Die beitragenden Staaten haben sich nach zähen Verhandlungen darauf geeinigt bis 2035 pro Jahr 300 Milliarden zu zahlen, was die Pariser Vereinbarungen in eine Vertrauenskrise geführt hat. Dies, während zahlreiche Stimmen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft mindestens 1000 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimahilfe für gefährdete Länder forderten.
Der Betrag von 1000 Milliarden US-Doller ist jedoch nötig, um die klimatischen Herausforderungen zu meistern, die unseren Planeten, insbesondere im Süden, verwüsten. Er zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen der armen und aufstrebenden Länder zu reduzieren und erneuerbare Energien zu entwickeln. Zum Vergleich: «Jährlich werden laut Internationalem Währungsfonds (IMF) 7000 Milliarden US-Dollar für die Unterstützung und Förderung fossiler Energien ausgegeben», ordnet Sonja Tschirren ein.
Diese COP hat einmal mehr aufgezeigt, wie tiefgreifend die Kluft zwischen den reichen, industrialisierten Ländern, die für einen Grossteil der Emissionen verantwortlich sind, und den armen Ländern der südlichen Hemisphäre, die von der Klimakrise am stärksten betroffen sind, ist. SWISSAID sieht dies vor Ort in ihren Partnerländern. Aktuell leiden die Menschen im Departement Choco in Kolumbien unter Überschwemmungen, die ihre Felder und Häuser zerstört haben. Auch Niger und Tschad wurden in den vergangenen Jahren von schweren Regenfällen und Dürren heimgesucht. Diese Phänomene sind zwar nicht neu, treten jedoch wegen des Klimawandels häufiger und intensiver auf. Die Menschen in den betroffenen Regionen leiden zunehmenden Hunger.
Kompensieren in der Schweiz
Bis 2025 müssen alle Staaten, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, ihre National Determined Contributions (NDCs) formuliert haben. Im Rahmen dieses Klima-Fahrplans legen die Länder alle fünf Jahre fest, wie sie ihre nationalen Emissionen bis 2030 um 50 Prozent reduzieren wollen. SWISSAID erwartet von der Schweiz, dass sie im Kampf gegen den Klimawandel einen Gang höher schaltet, da sie bisher nicht genug unternimmt.
Im neuesten Klimawandel-Performance-Ranking der NGO Germanwatch belegt die Schweiz den 33. Platz, was einer Verschlechterung um 12 Plätze innerhalb eines Jahres entspricht. Experten fordern den Bund unter anderem dazu auf, seine Ambitionen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Inland zu erhöhen, um das in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, zu erreichen.
«Anstatt ihre CO2-Emissionen durch die Unterstützung von wenig überzeugenden Projekten in armen Ländern des Globalen Süden zu kompensieren, muss die Schweiz die Emissionen, die sie im eigenen Land generiert, erheblich reduzieren. Wir kennen die schrecklichen Schäden, die der Klimawandel verursacht, aus nächster Nähe und sollten nicht so grosse Schwierigkeiten haben, diese Verantwortung zu übernehmen», betont Sonja Tschirren.
Kontaktpersonen:
Sonja Tschirren, Verantwortliche für das Klima-Dossier, SWISSAID.
Tel: 079 363 54 36, s.tschirren@swissaid.ch
Thaïs In der Smitten, Medienverantwortliche SWISSAID,
Tel: 077 408 27 65, media@swissaid.ch