Die 80-seitige Studie deckt auf, dass Valcambi, ein weltweit führendes Raffinerieunternehmen mit Sitz im Tessin, trotz Zertifizierung nach internationalen Standards mit emiratischen Lieferanten wie Kaloti zusammenarbeitet. Diese Geschäftsbeziehung mit der in Skandale verwickelten Firma dauert an, obwohl andere Akteure in der Branche sich längst von ihr und ihrer zweifelhaften Beschaffungspraxis distanziert haben.

Konfliktgold, das Kaloti zum Beispiel im Sudan erwirbt, kann leicht in den Lieferketten von Banken oder Juwelieren auftauchen. Die meisten dieser Firmen haben bis heute keine ausreichenden Massnahmen ergriffen, um solchen problematischen Goldhandel zu unterbinden. Die Recherche legt die Stränge eines Netzwerks offen, in dem einige Schweizer Raffinerien Zwischenhändler einsetzen, um die Herkunft des Goldes zu verschleiern, anstatt es direkt von der Quelle zu beziehen.

Die Schweiz muss handeln

Für Marc Ummel, Leiter des Bereichs Rohstoffe bei SWISSAID und Autor der Studie, steht fest: «Nur wenn Raffinerien direkt von den Minen beziehen, können sie sicherstellen, dass sie sauberes Gold erwerben und dass Menschenrechte und Umwelt respektiert werden.»

Weniger als einen Monat nach der Veröffentlichung des kritischen Berichts der Eidgenössischen Finanzkontrolle über die Kontrolle von Edelmetallen in der Schweiz werden ihre Ergebnisse durch die Studie bestätigt: Die Überwachung der Importe und der Raffinerien ist unzureichend. Den Zollstatistiken fehlt es an Transparenz – die Herkunft des Goldes zurückzuverfolgen, ist so unmöglich.

Als wichtigste Drehscheibe der Goldindustrie raffiniert die Schweiz zwei Drittel des globalen Goldes. Die Raffinerien müssen sicherstellen, dass von ihnen importiertes Gold nicht unter Verletzung von Menschenrechten produziert wurde. Die zu lasche Gesetzgebung muss verschärft werden – so wie es die Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative im November verlangt.