Seit mehr als 10’000 Jahren züchten, adaptieren, tauschen und entwickeln Bauern und Bäuerinnen Saatgut. Ihr wertvolles Fachwissen ermöglicht es, Sorten zu erhalten, die an die lokalen Bedingungen angepasst sind, und unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu verbessern. Bäuerliches Saatgut ist auch ein Mittel, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, wie die von SWISSAID herausgegebene Publikation «Unser Saatgut in Gefahr» zeigt. Kurz gesagt: Saatgut ist Leben.
Heute ist dieser Schatz jedoch bedroht. Mehr als 50 Prozent des Saatgutmarktes befinden sich in den Händen von nur vier Produzenten. Das von ihnen entwickelte, patentierte und durch Marketingaktionen geförderte Industriesaatgut verdrängt das bäuerliche Saatgut.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Von den 300’000 auf der Erde erfassten Pflanzenarten basiert unsere Ernährung heute auf nur 30 Arten. Schlimmer noch: Drei davon – Mais, Reis und Weizen – machen die Hälfte der Kalorien aus, die wir zu uns nehmen. Diese Einseitigkeit ist eine Gefahr. Sie macht unsere landwirtschaftlichen Ökosysteme anfälliger für Gesundheits- und Klimakrisen.
Aufruf zum Handeln
«Diese Publikation beleuchtet, wie eine Handvoll Grosskonzerne heute den Saatgutmarkt beherrscht und was für Risiken das mit sich bringt. Insbesondere in den Ländern des Globalen Südens gefährdet dies die Ernährungssicherheit», erklärt Simon Degelo, Co-Autor und Verantwortlicher für Biodiversität und Saatgut bei SWISSAID. «Die Zusammenstellung von Artikeln ist mehr als eine Bestandsaufnahme, es ist ein Aufruf zum Handeln. Die Beiträge zeigen, dass Veränderungen möglich sind. Wir wollen damit die Zivilgesellschaft und die Politik auffordern, die Rechte der Bäuerinnen und Bauern aktiv zu unterstützen und sich für die freie Nutzung von Saatgut in seiner Vielfalt einzusetzen.»
«Unser Saatgut in Gefahr» versteht sich als Sprachrohr für diese Realität: Das Werk enthält zahlreiche Beiträge aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa und behandelt das Thema aus verschiedenen Perspektiven: wissenschaftlich, rechtlich oder soziologisch. Mehrere Aspekte werden während einer Online-Veranstaltung am 24. April 2025 vorgestellt, zu der die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist. Hier können Sie sich für die Online-Veranstaltung anmelden.

Saatgut für alle!
Anerkannte Rechte
Die Publikation zeigt auch auf, dass der Widerstand bereits Früchte trägt. Dank internationalen Verträgen, wie etwa der UNO-Deklaration über die Rechte von Bäuerinnen und Bauern (UNDROP), wurde das Recht von Bäuerinnen und Bauern auf Saatgut schrittweise anerkannt.
Zudem erfahren Lesende mehr darüber, wie sich Bäuerinnen und Gärtner aus aller Welt mit Initiativen dafür einsetzen, die Saatgutvielfalt und Bauernrechte zu erhalten. Ihre Arbeit und die Hoffnung, eine globale Bewegung anzustossen, wird ins Rampenlicht gerückt
Lesen oder bestellen Sie die Publikation
Eine Online-Version der Publikation «Unser Saatgut in Gefahr. Globale Kämpfe um die Kontrolle über die Nahrungsmittelerzeugung» im PDF-Format ist bereits auf Englisch hier verfügbar.
Die Versionen auf Französisch, Deutsch und Spanisch werden in Kürze veröffentlicht. Wenn Sie informiert werden möchten, sobald sie online sind, oder die gedruckte Version bestellen möchten, können Sie das untenstehende Formular ausfüllen.
«Unser Saatgut in Gefahr. Globale Kämpfe um die Kontrolle über die Nahrungsmittelerzeugung» wird gemeinsam von SWISSAID und der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Partnerschaft mit der Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA), der Association for Plant Breeding for the Benefit of Society (APBREBES) und Southeast Asia Regional Initiatives for Community Empowerment (SEARICE) herausgegeben.