SWISSAID ist gezwungen, ihre Aktivitäten in Nicaragua einzustellen. Wir teilen dieses Schicksal mit mittlerweile 5600 anderen Organisationen, die seit 2018 durch die Regierung zwangsgeschlossen worden sind. Im Amtsblatt «La Gaceta» Nr. 60 wurde am 28. März 2025 bekannt gegeben, dass die Regierung von Nicaragua unserer Organisation den Rechtsstatus im eigenen Land entzieht.

«SWISSAID blieb solange wie möglich, um die Menschen vor Ort zu unterstützen», erklärt Martin Jovanov, SWISSAID-Programmverantwortlicher Nicaragua, mit grossem Bedauern darüber, dass SWISSAID die Projekte im lateinamerikanischen Land per sofort einstellen muss. Als Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit war SWISSAID seit 1981 in Nicaragua tätig.

Die Regierung von Nicaragua stützt sich auf Bestimmungen, die 2024 eingeführt wurden, um die Schliessung internationaler Organisationen durchzusetzen. Zu unserem grossen Leidwesen wird damit die Arbeit des SWISSAID-Koordinationsbüros in Nicaragua verboten, obwohl es alle gesetzlichen und administrativen Anforderungen erfüllt.

44 Jahre Agrarökologie und bäuerliches Saatgut

«Es stimmt uns sehr traurig, dass wir unsere Arbeit in den Bereichen Ernährungssicherheit, Agrarökologie, Saatgutförderung und Gleichstellung mit unseren Partnern nicht fortsetzen können. Für uns geht damit eine mehr als 40 Jahre lange, auf Solidarität und Vertrauen basierende Arbeit zum Wohle der Menschen im Land zu Ende», erklärt Martin Jovanov. SWISSAID leistete in Nicaragua Pionierarbeit mit den ersten kommunalen Saatgutbanken und Projekten zur Agrarökologie.

Allein in den vergangenen fünf Jahrenwurden mehr als 230’000 Menschen direkt wie indirekt unterstützt: Die Begünstigten konnten sich mittels nachhaltiger agrarökologischer Anbautechniken sowie der Förderung von hochwertigem lokalem Saatgut in über 450 kommunalen Saatgutbanken landesweit Wissen aneignen und dadurch ihre Lebensbedingungen selbstbestimmt und nachhaltig verbessern.

Allein im Jahr 2024 nahmen mehr als 18’000 Menschen an Aktivitäten teil, davon 52 Prozent Frauen – viele von ihnen nehmen heute in ihren Gemeinden eine Führungsrolle ein. Wir sind überzeugt, dass das Wissen, das diese Menschen dank SWISSAID und zahlreichen lokalen Partnern erworben haben, Früchte tragen wird. Zehntausende Familien sind durch die nachhaltige Begleitung in der Lage, sich aus eigener Kraft ausreichend und gesund zu ernähren.

Das Wissen weitergeben

In den vergangenen Jahren waren bereits Hunderte NGOs systematisch dazu gezwungen worden, das Land zu verlassen. «Der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement in Nicaragua wird immer kleiner und ist heute schon fast nicht mehr existent», bedauert Nicole Stolz, Abteilungsleiterin Entwicklungszusammenarbeit bei SWISSAID.

In diesem Kontext hat SWISSAID in den vergangenen Jahren sukzessive das Programm verkleinert und Abgänge beim Personal nicht mehr ersetzt. Nun sehen wir uns gezwungen, die letzten fünf Mitarbeiter: innen mit Sozialplan zu entlassen.

SWISSAID konnte in Nicaragua viel Erfahrung sammeln mit den Projekten zur Agrarökologie und Ernährungssouveränität. Dieses Wissen werden wir weiterhin in anderen Projekten und Partnerländern anwenden und somit dennoch die Früchte unserer Arbeit ernten, die wir in Nicaragua gesät haben.