Frühling 2020 in Afrika. Genauer in Tansania, einem der ärmsten Länder der Welt. Weit weg von der Safari-Idylle lebt Maria John mit ihrer Familie im südlichen Masasi-District. Ihr Vater verdient sein Geld als Buschauffeur. Ihre Mutter ist Kleinbäuerin und versorgt die Familie mit Mais und Bohnen.
Auch in Ostafrika wütet Corona. Wie überall auf der Welt. Deshalb beschliesst die Regierung eines Abends den Lockdown. Davon bekommen Maria und ihre Familie allerdings nichts mit. Denn die Stromversorgung ist – wie so oft – unterbrochen, die Familie kann keine Nachrichten im TV schauen.
Am nächsten Morgen steht die 13-Jährige wie gewohnt um halb sechs auf und geht gegen sieben Uhr zur Schule. Dort trifft sie nur wenige Jugendliche. «Was ist hier los? Wo sind die anderen?», fragt sich Maria. Ein Lehrer, der extra in die Schule gekommen ist, um die Schulkinder zu informieren, klärt sie schliesslich auf: «Der Unterricht ist bis auf weiteres unterbrochen. Wegen Corona!
Wegen des Coronavirus sind die Schulen geschlossen. Maria bleibt zuhause. Zusammen mit ihrem Bruder und ihren zwei Schwestern helfen die Kinden den Eltern auf dem Feld.
Alleine zu Hause
Von diesem Zeitpunkt an bleibt Maria zu Hause. Mit ihrem Bruder und ihren zwei Schwestern unterstützt sie die Eltern. Und macht so gut es geht ihre Hausaufgaben. Wenn Maria nicht mehr weiter weiss, kann sie ihren Bruder fragen. Der ist zwei Jahre älter und geht zum Glück auch zur Schule. Das ist alles andere als selbstverständlich. Der Besuch der Grundschule ist in Tansania zwar obligatorisch. Doch viele Familien können sich den Kauf von Stiften, Heften und Schuluniformen nicht leisten.
Anders als hierzulande haben die Kinder auch keinen Laptop oder Computer. Während des Lockdowns sind sie daher völlig auf sich selbst gestellt. Eine schwierige Zeit für Maria. Sie kann sich weder mit Freunden noch mit der Lehrerin austauschen.
Die Träume leben weiter
Das Virus hat Spuren hinterlassen. Die Unbeschwertheit ist weg. In der Kirche, in der Schule aber auch auf Märkten hält Maria Abstand. Und Händewaschen ist für sie zu einer neuen Normalität geworden. Dazu kommt die Angst einer Ansteckung, die allgegenwärtig ist. Dennoch will Maria nicht aufhören zu träumen: «Eines Tages möchte ich Pilotin werden!»