Eine vom kolumbianischen Präsidenten vorgeschlagene neue Steuerreform hat das Land in Aufruhr versetzt. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer sollte nach Angaben der Regierung Defizite im Steuerhaushalt ausgleichen, Investitionen fördern und arme Familien unterstützen. Die Leidtragenden der Reform wäre hauptsächlich die Mittelschicht.
Obwohl die Regierung den Vorschlag wieder zurückzog, war der Schaden bereits angerichtet. Am 28. April 2021 gingen Kolumbianerinnen und Kolumbianer aus allen sozialen Schichten auf die Strasse, sowohl in den Städten als auch auf dem Land. Noch immer protestieren sie gegen die geplante Reform und die sozialen Ungerechtigkeiten, unter denen die Zivilbevölkerung leidet.
Walquiria Perez, Leiterin des Koordinationsbüros in Kolumbien, berichtet über die aktuelle Situation vor Ort und beleuchtet Hintergründe der Proteste:
Offener Brief an den Bundesrat
Kolumbien erlebt zurzeit eine der schlimmsten politischen, sozialen und ökomische Krisen der letzten Jahrzehnte. Gleichzeitig ist es für das Land eine grosse Chance, endlich die notwendigen Reformen einzuleiten, um die Spirale der zunehmenden Ausgrenzung und Gewalt zu durchbrechen. Die Schweiz hat bei der Vermittlung des Friedensabkommens mit der FARC-Guerilla eine wichtige Rolle gespielt und könnte es auch bei der Lösung des aktuellen Konfliktes tun.
Longo Mai und Forum Civique Schweiz haben daher einen Brief an den Bundesrat verfasst.
Im SWISSAID-Talk: «Die Corona-Krise in Kolumbien ist ein Aufruf zur Solidarität»
In Kolumbien protestieren die Menschen nicht mehr nur gegen umstrittene Reformen. Der Umgang der Regierung mit der Coronakrise hat den Ärger in der Bevölkerung noch vergrössert. Im neuen SWISSAID-Talk der Regionalgruppe Zürich berichtet Walquiria Perez, Leiterin des SWISSAID-Koordinationsbüros in Kolumbien, über die Corona-Krise im Land, deren Folgen im Alltag für die Menschen und über Perspektiven in einem Land, in dem Armut, Ungleichheit und Gewalt für die Bevölkerung zur Normalität gehören.
