Niger, eines der ärmsten Länder der Welt, erlebt immer wieder Dürreperioden. Ende 2023 folgten auf die monatelange Hitze erhebliche Regenfälle. Die trockenen Böden konnten die Wassermengen nicht aufnehmen, was zu Überschwemmungen führte. Besonders betroffen waren die Regionen Dosso und Tillabéry im Süden des Landes. Mit gravierenden Folgen für die Ernten: Die Hirsespeicher, welche die Bewohnerinnen und Bewohner bis März ernähren sollten, waren bereits im Januar leer.
Fragiler Kontext
Die Ernten werden für die 21 Millionen Einwohner:innen Nigers, die bereits an Unterernährung leiden, katastrophal ausfallen. Hinzu kommt ein angespannter politischer Kontext. Die Grenzen zu Benin und Nigeria, den beiden Hauptlieferanten für Grundnahrungsmittel, sind aufgrund internationaler Sanktionen seit dem Staatsstreich im Juli 2023 geschlossen. Die Lebensmittel müssen von Togo aus über Burkina Faso transportiert werden. Ein komplizierter und teurer Weg, der die Preise für Grundnahrungsmittel weiter in die Höhe treibt. Der Preis für ein Kilo Hirse hat sich von 150 FCFA (0.20 Fr.) auf 280 FCFA (0.40 Fr.) verdoppelt.
Darüber hinaus veranlasste die derzeitige politische Übergansphase viele humanitäre und internationale Organisationen dazu, das Land zu verlassen. Die geringe humanitäre Hilfe, welche die Bevölkerung in früheren Dürreperioden erhalten hatte, wurde weiter gekürzt.
Diese Bäuerin aus Babaousayé ist eine von vielen Menschen, die derzeit von Hunger aufgrund der Dürre und Überschwemmungen im Jahr 2023 betroffen sind.
Hungerkrise im Niger
Nothilfeplan für die Menschen im Niger
SWISSAID lanciert deshalb ein Nothilfeprojekt, um die Menschen in den Regionen Dosso und Tillabéry zu unterstützen. Dank der lokalen Verankerung und der Erfahrung der letzten Jahre, kann das SWISSAID-Team vor Ort schnell und gezielt Hilfe leisten. Dadurch kann die Bevölkerung bis zur nächsten Gemüseernte im April überleben. Im Februar wurde ein Projekt gestartet, das die Lieferung von Lebensmittelpaketen mit der Verteilung von Gutscheinen kombiniert. Die Gutscheine können gegen Saatgut eingetauscht werden.
In 20 Dörfern erhalten 1’750 ausgewählte und besonders gefährdete Familien ein Lebensmittelpaket mit 50 Kilogramm Reis, 25 Kilogramm Bohnen, 5 Litern Öl, 1 Kilogramm Salz und Zusatznahrung für Kleinkinder. Ein Paket garantiert das Überleben einer siebenköpfigen Familie für zwei Monate.
Bei der Verteilung des Saatguts wird ein mobiler Saatgutmarkt eingerichtet. Dies ermöglicht eine äusserst effiziente Umsetzung. Ausgewählte Saatguthändler, die von SWISSAID begleitet werden, gehen in die Dörfer und bieten ihr Saatgut an. So müssen die Bäuerinnen und Bauern nicht zu weit entfernten Märkten fahren, was oft mit hohen Kosten verbunden ist. Mit diesem Saatgut können sie Gemüse anbauen und im September eine zweite Ernte einfahren. Weiter werden die Bauernfamilien in agrarökologischen Praktiken geschult und unterstützt, wodurch sie widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels werden.
SWISSAID – Pionierin und Expertin
Das Engagement von SWISSAID in dieser Krisenzeit ist für die Bevölkerung von grösster Bedeutung. Die eingeführten Mechanismen stellen sicher, dass die Hilfe direkt bei den Bedürftigsten ankommt, die durch die Regierungskrise und das Blockieren der internationalen Hilfsgelder besonders gefährdet sind.
«Um die Ernährungssicherheit der Bevölkerung sicherzustellen, müssen wir auf nationaler Ebene Projekte zur Ernährungsresilienz aufbauen. SWISSAID gibt mit ihren Nothilfeprojekten den Schwächsten Hoffnung», sagte Djenab Touré von SWISSAID Niger.