Ermelinda Pedro Mendonça ist Präsidentin der Bäuerinnenvereinigung Granja Pessube. Die Mutter von vier Kindern hat die Auswirkungen der Pandemie hautnah miterlebt. Trotz eigener Not hat sie anderen geholfen und Hilfsgüter von SWISSIAD verteilt. Wie sieht die Situation aktuell im Land aus, welche Veränderungen haben stattgefunden und wie sieht ihre Vision für die Zukunft aus? Darüber haben wir mit Ermelinda gesprochen.
Ist es für die Menschen ein Jahr nach Ausbruch des Coronavirus immer noch schwierig, ausreichend Nahrung zu erhalten?
Ermelinda: Ja, wir haben auch ein Jahr später immer noch Schwierigkeiten. Das grösste Problem für uns in den ländlichen Gebieten ist der schwierige Zugang zu Transportmitteln. Viele Frauen sind schon älter und können nicht mehr zu Fuss zu den Feldern gehen, um sie zu bewirtschaften. Der fehlende Transport führt zu weniger Produktion und somit zu einer kleineren Ernte. Aber nicht nur für die älteren Menschen ist die Situation schwierig; wir kämpfen täglich dafür, die Ernährung der Kinder und der ganzen Familie zu gewährleisten.
Welches ist die grösste Veränderung, die Sie in diesem Jahr im Alltag erlebt haben?
Ermelinda: Wir sind mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert gewesen, aber ich würde sagen, die grösste Veränderung ist die schwindende Kaufkraft. Zusammen mit dem bereits erwähnten Produktionsrückgang sind grosse Defizite entstanden. Dadurch ist im letzten Jahr das Ausmass der Armut dramatisch gestiegen.
«Im letzten Jahr ist die Armut deutlich gestiegen», sagt Ermelinda Pedro Mendonça, Präsidentin der Bäuerinnenvereinigung von Granja Pessube. Die Mutter von vier Kindern hat die Auswirkungen der Pandemie hautnah miterlebt. Trotz eigener Not hat sie anderen geholfen und Hilfsgüter von SWISSIAD verteilt.
SWISSAID: Was macht Ihnen am meisten Sorgen? Fehlende Nahrung, kein Zugang zu medizinischer Versorgung, keine Impfstoffe?
Ermelinda: Ganz klar: Am wichtigsten sind für uns die Lebensmittel. Es ist nicht so, dass die anderen Aspekte nicht auch wichtig sind, aber kein Essen zu haben ist das Schlimmste. Dem Hunger kann niemand entkommen.
SWISSAID: Wie hat SWISSAID Sie im vergangenen Jahr unterstützt?
Ermelinda: Die Unterstützung von SWISSAID ist für uns sehr wichtig und wir sind dankbar für alles, was wir erhalten. Die verteilten Lebensmittel und Hygieneartikel haben unsere Not sehr gelindert. Die von der Regierung aufgrund des Ausnahmezustands verhängte Ausgangssperre hat uns in grosse Not gebracht. Sie können sich nicht vorstellen, wie hilfreich die Unterstützung von SWISSAID für uns gewesen ist.
Auch haben wir zusammen mit den Frauen der Bäuerinnenvereinigung das SWISSAID-Nothilfeprojekt unterstützt. Obwohl alles geschlossen und unsere Arbeit deshalb eingeschränkt gewesen ist, haben unsere Sensibilisierungsmassnahmen Anklang gefunden. Es ist uns gelungen, den Frauen bewusst zu machen, wie sie sich verhalten können, um eine Ansteckung und Übertragung des Virus zu verhindern. Wir haben unter anderem die Frauen aufgefordert, Abstand zu halten, sich häufig die Hände mit Seife zu waschen, Oberflächen mit Desinfektionsmittel zu reinigen und Orte mit Menschenansammlungen zu meiden.
SWISSAID: Wie sehen Sie die Situation in einem Jahr?
Ermelinda: Ich glaube, die Pandemie dauert weiter und die Schwierigkeiten halten an. Das macht mich sehr traurig.