Dass die Schweiz hinsichtlich Klimawandel noch viel zu tun hat, zeigt der Climate Change Performance Index 2024. Dieser Index basiert auf den vier Kategorien Treibhausgasemissionen, Erneuerbare Energie, Energienutzung und Klimapolitik.
Aus den 63 analysierten Länder, die zusammen für mehr als 90 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, landet die Schweiz auf dem durchschnittlichen 21. Platz, hinter der EU-27 aber auch hinter Ländern wie den Philippinen, Marokko oder Chile.
Der Wandel ist bereits im Gange
Es ist unausweichlich, dass der Klimawandel einen dauerhaften Einfluss auf unser Leben und das zukünftiger Generationen haben wird. Seit 1850 ist die durchschnittliche weltweite Temperatur um 1,1 Grad Celsius gestiegen, was hauptsächlich auf unsere Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist. Diese entstehen unter anderem durch die Verbrennung von Erdöl, Erdgas, Steinkohle und Braunkohle zur Gewinnung von elektrischem Strom, Wärmeenergie und Treibstoffen. Auch die Fertigung von Beton, Stahl und diversen Industrieprodukten tragen erheblich zum Anstieg der Treibhausemissionen bei.
Mit den heutigen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen müssen wir bis Ende dieses Jahrhunderts mit einer Erderwärmung von 2,6 bis 2,9 Grad rechnen. Die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse, wie Hitzewellen, Dürren und Flutkatastrophen wird dadurch drastisch ansteigen. Bei der aktuellen Entwicklung wird sich die Erde bereits gegen 2030 um 1,5 Grad erwärmen – zehn Jahre früher als noch im Jahr 2018 prognostiziert wurde (Emissions Gap Report 2023 der UN).
Länder im Süden leiden besonders stark
Unter den Folgen des Klimawandels leiden die Länder im Süden besonders stark: Die dort immer häufiger auftretenden Extremwetterereignisse, wie Dürren und heftige Regenfälle, erschweren die Lebensbedingungen der Menschen erheblich und haben verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Seit 1961 ist die landwirtschaftliche Produktion in Afrika um 34 Prozent gesunken. Mehrere Millionen Menschen in Ländern der Subsahara mussten deshalb ihre Heimat verlassen.
Auch in der Sahelzone, der ärmsten Region der Subsahara, spielt das Klima verrückt. Die Temperaturen steigen dort eineinhalb Mal schneller als im globalen Durchschnitt, Niederschläge sind unberechenbar und die Regenzeiten werden immer kürzer. Die Vereinten Nationen schätzen, dass rund 80 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Böden in der Sahelzone ausgelaugt sind.
«Die globale Erwärmung wirkt sich stark auf den Tschad aus. Vor Ort äussert sich dies in einem gefährlichen, tückischen Klima: Die Dürre dehnt sich aus, die Winde sind stärker und die Regenfälle kurz und heftig. Dies führt zu Überschwemmungen, beschädigt die Häuser und vernichtet die angebaute Nahrung. Die Obstbäume tragen nicht mehr genug Früchte, um den Bedarf an Nährstoffen zu decken.»
Diamnda Merci Memhodjim, SWISSAID Projektverantwortliche im Tschad
Die Folgen sind schwerwiegend. Auf dem Land ist die Situation besonders kritisch. Es gibt oft nur eine Mahlzeit pro Tag. Immer öfter müssen auch Tage ohne Essen überstanden werden. Die Frauen überlassen das Essen den Männern und Kindern. Die Menschen, die von der Viehzucht leben, legen längere Strecken zurück, um in Gebiete zu gelangen, wo es noch Futter gibt. Dort brodelt ein Kampf um Land und Wasser, auf der Suche nach Nahrung und Wasser sterben Menschen oder müssen immer weiter wegziehen.
«Wir müssen unbedingt unsere Anstrengungen verstärken, um den weltweiten Temperaturanstieg auf unter 1,5° zu begrenzen. Unter dem Klimawandel leidet der gesamte Planet.»
Diamnda Merci Memhodjim, SWISSAID Projektverantwortliche im Tschad
Die Klimakrise hat gravierende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit vieler Länder im globalen Süden. Über den Zusammenhang zwischen der Klimakrise und Hunger geht es auch in der vierten Episode «Die Klimakrise – der Brandbeschleuniger für den Hunger» des SWISSAID Podcasts «Hungrig auf Lösungen».
Agrarökologie als Teil der Lösung
Die Erderwärmung bringt die Regen- und Trockenzeiten durcheinander, verursacht Extremwetterereignisse und erschwert den Anbau dringend benötigter Nahrung. Hier kommt die Agrarökologie ins Spiel: Durch ihre Ansätze, lassen sich Nährstoff- und Wasserkreisläufe schliessen und Nahrungsmittel effizienter produzieren. Ein agrarökologisches System ist dabei unabhängiger von externen Faktoren und stabiler gegenüber Extremereignissen.
Der ganzheitliche Ansatz der Agrarökologie fusst auf auf den international anerkannten 13 Prinzipien, die vom Expertengremium des Komitees für Welternährungssicherheit (CFS) verabschiedet wurde. SWISSAID orientiert sich an diesen und ergänzt ein vierzehntes: die Gleichstellung der Geschlechter – ein entscheidendes Element in der Agrarökologie.
Im Gegensatz zum biologischen Landbau greift die Agrarökologie weiter. Sie ist eine umfassende, vielschichtige Landwirtschaftsform, die gesellschaftliche, wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte mit einbezieht. Durch die Agrarökologie lässt sich unser Konsum-, Landwirtschafts- und Ernährungssystem grundlegend verändern.
Mit Agrarökologie gegen den Klimawandel
Wie die Agrarökologie den Hunger bekämpfen kann, wird in der fünften Episode unseres Podcasts besprochen.
SWISSAID setzt bei der Arbeit in den Projektländern seit Jahren auf den nachhaltigen Ansatz und ist überzeugt: Agrarökologie ist ein wichtiges Puzzleteil, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Nachhaltigkeitsziele der UNO zu erreichen. Sie verursacht weniger Emissionen als konventionelle Anbausysteme und bindet Kohlenstoff aus der Atmosphäre in humusreichen Böden.