Abgelegene Gemeinden helfen sich gegenseitig
Für abgelegene Gemeinden in Ecuador ist die momentane Situation nur schwer zu bewältigen. Neben dem Mangel an Desinfektionsmitteln und Masken, besteht das Hauptproblem darin, dass ihre Produkte nicht mehr auf den lokalen Märkten angeboten werden können. Ohne Verkäufe haben sie kein Geld, um ihren Grundbedarf zu decken.
Diese Bäuerin aus der Provinz Tungurahua in den ecuadorianischen Anden spricht über die Situation in ihrer Gemeinde.
In Guinea-Bissau gibt es zu wenig Reis
Guinea-Bissau ist ein bedeutender Cashew-Produzent, der die Nüsse hauptsächlich nach Indien exportiert. Aufgrund der Krise wurden nun die Grenzen geschlossen und Indien hat seine Importe gestoppt. Auch die lokalen Händler können nicht wie gewohnt arbeiten.
Die Lagerhallen von Guinea-Bissau füllen sich deshalb mit Cashewnüssen, die nicht verkauft werden können – Reis wird hingegen zur Mangelware. Dies ist besorgniserregend, da die Vermarktung von Cashewnüssen jeweils während der Trockenzeit ansteht und die Lücke bis zur nächsten Reisernte überbrücken soll. Ein Grossteil des von den Bäuerinnen und Bauern verdienten Geldes wird für den Kauf von Reis verwendet.
SWISSAID Guinea-Bissau hat deshalb ein Nothilfeprojekt für die von ihr unterstützte Bevölkerung in ländlichen Regionen entwickelt. Neben der Verbreitung von Informationen über lokale Radiosender und der Unterstützung von notwendigen Präventionsmassnahmen bietet das Projekt Nahrungsmittelhilfe und Saatgut für die lokale Produktion. Dabei spielt gerade Reis eine grosse Rolle. Unsere Partner hoffen, auf diese Weise die Nahrungsmittelengpässe in diesen Regionen überbrücken zu können.
In Tansania fehlt es den Minenarbeitenden an Schutzmöglichkeiten
In Tansania wird der Betrieb von Bergbau in kleinem Rahmen (ASM) in einem scheinbar normalen Modus fortgesetzt – doch in Tat und Wahrheit geht es ums Überleben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Bergleute trotz des Risikos, sich mit dem Virus anzustecken, irgendwie über die Runden kommen müssen. Frau Rose Mashimba, Besitzerin der John-Masasi-Minen in Ibondo (Geita Rural) erklärt, dass «zur Arbeit zu gehen etwas ist, das wir tun müssen. Es kommt nicht in Frage, aufzuhören. Wir haben unsere Familien zu ernähren». Das Video, das von der Stiftung für die Entwicklung der ASM (FADEV – eine Partnerstiftung der SWISSAID) produziert wurde, erklärt die Herausforderungen im Bergbausektor. Beispiele hierfür sind der sinkende Goldpreis oder der Mangel an Wasser.
SWISSAID setzt sich unter anderem mit dem Projekt „Extractives“ für die Menschen in diesen Regionen ein. Zahlreiche Aktivitäten werden an die momentane Situation angepasst. So wird das Augenmerk nun verstärkt auf Sensibilisierungs- und Hygienemassnahmen gelegt.
Hilfspakete mit Lebensmittel in ländlichen Gebieten verteilt
In den meisten Ländern haben Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nur sehr wenige Vorräte. Sie haben keinen Überschuss an Nahrungsmitteln oder Bargeld, der es ihnen ermöglichen würde, Krisensituationen zu bewältigen.
In Indien hat die Regierung die Verteilung von Getreide zu subventionierten Preisen und die kostenlose Abgabe von fünf Kilogramm Reis pro Person und einem Kilogramm Hülsenfrüchte pro Haushalt angekündigt. Die Verteilung dieser Hilfspakete hat nun in ländlichen Gebieten begonnen. Die Lebensmittel, welche für Mahlzeiten an staatlichen Schulen gedacht waren, werden an Kinder verteilt. Nahrhafte Lebensmittel, die schwangeren und stillenden Frauen sowie Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren über Tagesstätten zur Verfügung gestellt werden, werden jetzt als zusätzliche Hilfe angeboten.
«Bleibt zu Hause – ohne Gewalt»
Kolumbien, Ecuador – 24.4 | Was die Corona-Krise für Frauen bedeutet, darüber haben wir hier ausführlich berichtet. Gerade die Isolation ist ein hohes Risiko: Häusliche Gewalt nimmt zu. Unsere Partnerbüros, insbesondere in Lateinamerika, sind besorgt über die Situation. Zumal ein Ende der Quarantäne nicht in Sicht ist. Im Gegenteil: In manchen Regionen werden die Massnahmen noch verschärft.
Um die Menschen zu sensibilisieren, haben wir in Kolumbien – genauer: in den Regionen Chocó, Boyacá und Sucre – eine grosse Sensibilisierungskampagne lanciert. Der Titel mit der doppelten Präventionsbotschaft: «Bleibt zu Hause – ohne Gewalt.»
Doch es gibt auch Hoffnung: In sozialen Netzwerken wird heute lebendig und offen diskutiert. «Wir leben in einer speziellen Zeit. Information und Aufklärung können dazu beitragen, dem Missbrauch und Gewalt ein Ende zu setzen», sagt Fernando Zembrano, Leiter des SWISSAID-Büros in Ecuador.
«Danke an SWISSAID für die Vermittlung der Agrarökologie»
Da die ecuadorianischen Städte keine Lieferungen mehr erhalten, werden Kleinbauernfamilien zu den wichtigsten Nahrungsmittelproduzenten für die Bevölkerung. Ein Bauernehepaar aus der Provinz Chimborazo erklärt, wie sie dank der Agroökologie und SWISSAID heute über ausreichend Nahrungsmittel verfügen. Wäre diese Krise vor einigen Jahren eingetreten, als sie für den Einkauf noch in die Stadt gehen mussten, weil ihr Land nichts produzierte, hätten sie nichts zu essen. Heute fehlt es ihnen an Öl, Zucker, Salz und Seife. Im Übrigen geht es dem Paar gut.
Wasser: Teuer und nicht immer trinkbar
Hygiene und sanitäre Einrichtungen bleiben Schlüsselelemente, wenn es um die Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus geht. In den Bergbaugebieten der Region Geita in Tansania ist Wasser zum begehrtesten Gut geworden. In diesen abgelegenen und armen Gegenden ist das Händewaschen zu einem wesentlichen Schritt im Kampf gegen das Virus geworden. Vor jedem Haus stehen eine Kanne und Seife für den regelmässigen Gebrauch bereit.
Allerdings hat Wasser seinen Preis: Die durch unsere Projekte unterstützten Bergbaugemeinden haben kürzlich 20 Liter Wasser für 700 bis 1000 Tzs. (30 bis 40 Rappen) gekauft. Glücklicherweise haben die Regenfälle seither eingesetzt, was die Kosten für Wasser auf 300 Tzs. pro 20 Liter sinken liess.
Das Wasser zu einem niedrigen Preis erhältlich ist, ist allerdings nicht das einzige Bedürfnis. Es muss noch trinkbar sein. «Man kann dem Wasser, das von den Dächern der Häuser gesammelt wird, nicht trauen. Die Region ist stark vom Bergbau geprägt, was zu viel Staub in der Umgebung führt und das Regenwasser verunreinigt. Und selbst wenn wir Wasser von Händlern kaufen, können wir die Reinheit des gekauften Wassers nicht überprüfen», sagt Hamza Mtalingi, ein Bewohner der Region.
Aus der Stadt zurück aufs Land
Dr. Shashikant Ahankari, Direktor der SWISSAID-Partnerstiftung Halo Medical Foundation, ist in den Gebieten Lohara und Tuljapur des Distrikts Maharashtra tätig. Im Video spricht er über die Situation von Migrantinnen und Migranten, die in grosser Zahl aufs Land zurückgekehrt sind. In diesen ländlichen Gebieten fehlt es ihnen nicht nur an Arbeitsmöglichkeiten, sondern werden aus der Angst vor Ansteckung auch aus den Dörfern vertrieben.
Die Zivilgesellschaft Myanmar engagiert sich
In Myanmar bemüht sich die Zivilgesellschaft in erster Linie um eine Verlangsamung der Covid-19-Infektionen. Der Uplands Township Fund (UTF) arbeitet mit Partnern aus der Zivilgesellschaft zusammen, um die Gemeinden bei der Bekämpfung der Pandemie zu unterstützen. Diese lokalen Partner unterhalten enge Beziehungen zu den Gemeinden und konnten ihre Aktivitäten vor Ort verstärken. Dazu gehören die Sensibilisierung für präventive Massnahmen und die Bereitstellung essenzieller Hygieneartikel. Alle Aktivitäten werden in Zusammenarbeit und Koordination mit den lokalen Behörden und Gesundheitsdiensten durchgeführt. Der Uplands Township Fund wird von einem Kollektiv bestehend aus SWISSAID und zwei weiteren Organisationen getragen und vom Fonds für Lebensunterhalt und Ernährungssicherheit (LIFT) finanziert.
Auf diesem Foto bereitet das WCN (Waingmaw CSO Network) die Verteilung von Seife in der Provinz Waingmaw (Kachin–Staat) vor.
Der Verkauf von agroökologischen Produkten ist an bestimmten Orten zugelassen
Nicht nur in der Schweiz ist es ein Anliegen der Bevölkerung, dass Bäuerinnen und Bauern ihre Produkte während den Quarantänemassnahmen weiterhin an ihren Marktständen verkaufen können. Die ecuadorianische Stadt Pelileo hat sich bereit erklärt, einen Fussballplatz in einen Markt für agroökologische Produkte umzuwandeln. Mit Bodenmarkierungen und Schutzmasken werden die Hygienerichtlinien der Regierung umgesetzt. Maria Paca erzählt uns von ihrer komplizierten Anreise, welche sie jeweils zurücklegen muss, um ihre agroökologischen Produkte verkaufen zu können.
«Nichts geht, nichts funktioniert mehr»
Leere Strassen, wie überall auf der Welt. Aber in Guinea-Bissau sind die Folgen ungleich gravierender. Schliesslich verfügt die Bevölkerung weder über ein soziales Sicherheitsnetz noch über alternative Einkommensmöglichkeiten.
So wartet dieser Mann verzweifelt darauf, dass die Kundinnen und Kunden in sein Geschäft zurückkehren.
Die Lage in Indien bleibt angespannt
In Indien hat die bis zum 3. Mai verlängerte Ausgangssperre zum Stillstand aller wirtschaftlichen Aktivitäten in den Dörfern und Städten geführt. Das normale Leben existiert nicht mehr.
Alle Tagelohnarbeiten und die Ernte, die den Familien bis zur nächsten Erntesaison im Oktober/November Geld und Nahrung bringen sollten, wurden unterbrochen. Alle Märkte sind geschlossen, die Binnenmigration, welche den Armen in den Dörfern dabei hilft, über die Runden zu kommen, wurde verboten. Aus diesem Grund kehren nun Abertausende Menschen in ihre Dörfer zurück oder sind auf dem Weg dorthin gestrandet.
Benachteiligte Gruppen, vor allem Tagelöhner, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und von Frauen geführte Haushalte, sind bereits mit starken Einschränkungen konfrontiert. Auch den Kleinbauern werden bald die Ernteerträge ausgehen.
Die Regierung reagiert auf die Situation und hat klargestellt, dass die Landwirtschaft eine wesentliche Dienstleistung ist und dass alle damit verbundenen Tätigkeiten wie Ernte, Vermarktung, Transport und Lagerung erlaubt sind. Die Arbeit in ländlichen Gebieten ist garantiert und die Ernte ist erlaubt. Subventioniertes und kostenloses Getreide wird verteilt. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die politischen Ankündigungen umgesetzt werden, ob sie ausreichend sind und wie schnell die angekündigten Leistungen für die Armen (wie Geld und subventionierte Nahrungsmittel) die Zielgebiete erreichen werden.
Das Programm von SWISSAID Tansania wurde angepasst
Covid-19 breitet sich in Tansania aus. Das SWISSAID-Büro musste im Rahmen seines Programms Massnahmen ergreifen, um die Sicherheit von Mitarbeitenden, Partnern und unterstützten Personen zu gewährleisten. Entsprechend wurden alle Aktivitäten, die eine Zusammenkunft grösserer Personengruppen beinhalten (z.B. Konferenzen, Messen, Workshops, Sensibilisierung der Gemeinschaft) ausgesetzt und Aktivitäten, welche das physische Distanzhalten unterstützen (z.B. Erwerb von Geräten mit Mehrwert, Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie, Hauslieferungen von landwirtschaftlichen Produkten), wurden verstärkt. Ältere Menschen und andere besonders gefährdete Personen sollen keiner Gefahr ausgesetzt werden.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch die Projektpartner bieten vor jeder Aktivität Schulungen zu den wichtigsten Präventionsmassnahmen an. An jedem Projektstandort sind sanitäre Anlagen installiert und das offizielle Informationsmaterial über das Coronavirus wird an jedem Projektstandort ausgehängt.
Die schädlichen Auswirkungen der Ausgangssperre in Guinea-Bissau
Guinea-Bissau hat nun eine allgemeine Ausgangssperre von etwa zehn Tagen verhängt. Diese erlaubt es der Bevölkerung nur noch zwischen 7 und 11 Uhr morgens aus dem Haus zu gehen. Diejenigen, die sich nicht an diese Regel halten, werden mit Gewalt bestraft.
Infolgedessen gehen alle gleichzeitig zum Einkaufen auf den Markt, was im Widerspruch zu anderen Vorsichtsmassnahmen steht, die im Radio und auf Plakaten verbreitet werden. So ist das Vermeiden von Versammlungen und das Einhalten physischen Distanz nun nicht mehr möglich.
Amadi Candé, Mitarbeiter von SWISSAID, spricht über die Situation, welche er kurz zuvor auf dem Markt erlebt hat:
«Das Virus betrifft uns alle in jeglicher Hinsicht»
Für die ecuadorianischen Bäuerinnen und Bauern ist die Nahrungsbeschaffung kein Problem. Sie bestellen ihre Felder, ernten die Früchte ihrer Bemühungen und haben genug zu essen. Das bedeutet aber nicht, dass sie die gegenwärtige Krise nicht betrifft. Sie können ihre Produkte in den Städten oftmals nicht mehr verkaufen. Das bedeutet, dass das Geld für die Sättigung anderer Grundbedürfnisse fehlt. Dazu kommt, dass die Städte sind nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Ein Teufelskreis, den viele so schnell wie möglich beendet sehen möchten.
Sensibilisierungsplakate: tiefe Kosten – grosse Wirkung
Dank eines kleinen Zuschusses der SWISSAID in der Höhe von 130 Franken konnte unsere Partnerorganisation «Myitkyina Lisu Baptist Association (MLBA)» in den Lisu-Gemeinden im Kachin-Staat Informationsplakate aufhängen. Diese Gemeinschaften sind isoliert und verfügen nur über einen instabilen Internetzugang und können daher nur schlecht auf die dort zur Verfügung gestellten Informationen zugreifen. Auf den von der MLBA produzierten 1,5m x 1m grossen Plakate werden offizielle Ratschläge des Ministeriums für Gesundheit und Sport zur Abschwächung des Coronavirus-Ausbruches abgedruckt. Die Plakate gibt es in der Lisu-Sprache (links) und in der myanmarischen Sprache (rechts).
Viele sind auf einem der grössten Märkte Niameys unterwegs
Adamou Moussa, Leiter des SWISSAID-Büros in Niger, nahm auf dem Markt im Bezirk Dar Es Salam in Niamey einen Augenschein vor Ort. Der nächtlichen Ausgangssperre zum Trotz gibt es ausserhalb dieser Stunden kaum Schutzvorkehrungen: keine Masken, volle Geschäfte und kein Einhalten der «Social Distancing»-Regeln.
Händewaschen für den Frieden
Die Massnahmen gegen das Coronavirus in unseren Partnerländern im Süden gleichen jenen in der Schweiz. Nur sind die Rahmenbedingungen ungleich schwieriger. Viele Menschen in den Ländern des Südens haben keinen Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Einrichtungen.
Warum Hygiene nicht nur grundlegend für die Gesundheit ist, sondern auch drohenden Konflikten entgegenwirkt, erfahren Sie hier.
Strenge Ausgangssperre in Myanmar
Seit letzter Woche sind nun auch viele Restaurants und Kaufhäuser in Rangoon geschlossen. Gewöhnlich ist Rangoon sehr überfüllt, aber wie das uns zugesendete Video zeigt, sind nur noch wenige Menschen und Fahrzeuge auf den Strassen unterwegs. Bis am 20. April findet das Thingyan-Neujahr statt. Um die weitere Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, wurden die Massnahmen verschärft und die üblichen Wasserfeste und Veranstaltungen abgesagt.
Am 23. März wurden die ersten offiziellen Fälle von Covid-19 in Myanmar gemeldet. Vor 3 Tagen ist die Zahl der offiziell bestätigten Fälle auf 28 angestiegen. Angeleitet durch das Ministerium für Gesundheit und Sport versuchen die Menschen in Myanmar, Covid-19 zu bekämpfen. Auch hier sind Händewaschen und andere Hygienepraktiken essenziell für die Eindämmung der Ausbreitung. Zudem soll man die eigenen vier Wände nur noch verlassen, wenn es wirklich notwendig ist.
Professor Ngowi analysiert für uns die Situation in Tansania
Honest Prosper Ngowi, Professor an der Universität Mzumbe und Mitglied des Beirats von SWISSAID Tansania, teilt seine Gedanken zur Covid-19-Epidemie und deren Folgen für Tansania. In einem Gespräch mit unserem Büroleiter Blaise Burnier zeigt er die Folgen für Bäuerinnen und Bauern, Bergleute und Frauen auf, die im Mittelpunkt des SWISSAID-Programms stehen. Zusätzlich zu den grossen Gesundheitsrisiken, die von diesem hoch ansteckenden Virus ausgehen sind die wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsketten gestört, die Mineralienmärkte fast ausgetrocknet und Frauen besonders gefährdet.
Das SRF schaut SWISSAID bei der Bewältigung der Krise über die Schulter
Kolumbien: Bäuerliche Gemeinschaften entgegenen der Krise
Mongüa, Departement Boyaca, Kolumbien. Wie überall hat das Virus und die damit einhergehenden Eindämmungsmassnahmen nun auch die entlegensten Gebiete erreicht. In diesen Gebieten produzieren bäuerliche Gemeinschaften weiterhin Nahrungsmittel für das ganze Land. Die Schwierigkeit besteht darin, die Produkte zu verkaufen, obwohl die Märkte in den Städten eingeschränkt wurden. Die Bäuerinnen und Bauern begegnen dieser Situation mit Mut und Entschlossenheit. Die Corona-Krise ist nicht ihre erste Herausforderung und wird sicherlich nicht ihre letzte sein.
Kein Job, kein Einkommen, aber eine Familie zu ernähren
Raianatu Djalo lebt mit ihrer 3-jährigen Tochter Aulato in einem der Aussenbezirke von Bissau. Sie ist Kosmetikhändlerin und reist regelmässig nach Senegal und Gambia, um dort ihre Produkte zu besorgen, welche sie dann in Guinea-Bissau verkauft. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie und dem darauffolgenden Erlass der Regierung, die Grenzen zu schliessen, musste sie ihre Aktivitäten einstellen und hat nun kein Einkommen mehr. Für sie ist die Situation sehr schwierig, «denn niemand weiss, wann sich alles wieder normalisieren wird», sagt Raianatu.
Auch wenn sie keinen Zugang zu ihren Produkten und damit kein Einkommen mehr hat, wünscht sie sich in erster Linie, dass die Pandemie möglichst bald eingedämmt wird und sie sich weniger Sorgen um ihre Tochter Aulato machen muss.
Indien ist nicht wiederzuerkennen
Normalerweise ist die Stadt Pune, wie jede andere indische Grossstadt, überfüllt, laut, auf jedem Quadratmeter geschäftig, voller Motoren, Hupen und Verkehr. Zurzeit jedoch ist die Stadt leer und still. Dies ist das Ergebnis der äusserst strengen Eindämmungsmassnahmen gegen das Virus. Die Bevölkerung muss in ihren Häusern bleiben, das ganze Land steht still.
Die Preise steigen und die Nachfrage geht zurück
Bäuerinnen und Bauern sind von der gegenwärtigen globalen Krise besonders betroffen. Hamisi Ally Swahele, ein Bauer aus Tansania, spricht über die Auswirkungen der Krise und die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom internationalen Markt. Schwankende Preise und sinkende Nachfrage gehören zu den Hauptsorgen. Auch die nächsten Anbauperioden werden wohl von der Krise betroffen sein.
Ganzes Land in präventiver Isolation
In Kolumbien haben sich bisher 1’780 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Das ganze Land befindet sich in der präventiven Isolation. Die Ausgangssperre wird bis zum 27. April in Kraft bleiben. Die informelle Wirtschaft ist gelähmt und erzeugt ein Gefühl der Panik, weil die meisten Menschen nun kein Einkommen generieren können. Die Regierung führt Subventionsmassnahmen ein, die jedoch nicht ausreichen, um stark gefährdete Bevölkerungsgruppen zu versorgen. Hinzu kommt, dass viele Menschen aus diesen Bevölkerungsgruppen nicht in den sogenannten «Risikobüros» registriert sind.
Die SWISSAID-Mitarbeitenden arbeiten gemäss den Richtlinien der Regierung von zu Hause aus. Einige in Bogotá und andere in ländlichen Gebieten. Die Kommunikation mit den Partnern erfolgt per Telefon. Die Bäuerinnen und Bauern bereiten ihr Land für den Anbau vor und einige Projektmitarbeitende besuchen noch immer Familien auf ihren Höfen, um ihnen bei diesen Aktivitäten zur Seite zu stehen. Der Gemüseverkauf vor Ort erfolgt nur noch unter Einhaltung der Hygienemassnahmen. SWISSAID Kolumbien hat hierfür ein Präventionshandbuch erstellt, welches nun an alle Partner verteilt und in der internen WhatsApp-Gruppe verbreitet wird.
Der neue Alltag in Indien
Die SWISSAID-Partner in Indien sprechen über ihre Situation vor Ort, welche sich nach der weiteren Zunahme von Covid-19-Infektionen zusätzlich verschärft hat.
Fabriken, wie auch lokale Märkte sind betroffen. Die Haushalte benötigen Nahrungsmittelhilfe aus dem Regierungsprogramm. Den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern geht das Geld aus. Die Quarantänemassnahmen haben die Ernte der laufenden Anbauperiode verzögert. Öl, Zucker und Gewürze werden knapp. Nur wenige Familien können in ihren Gemüsegärten arbeiten. Schulungen und kleine Versammlungen sind nicht mehr erlaubt.
Der Süden braucht unsere Solidarität
Schweiz 8.4 | «Die Krise beschäftigt mich und lässt wenig Raum für Stillstand. Sie ist grenzenlos, auch mit sozialer Distanz. Am Tag, wo wir sie gemeinsam hinter uns gebracht haben werden, werden wir erkennen: Es gibt noch Hoffnung. Und im Gotthardtunnel Richtung Süden werden wir denken: Covid-19 macht uns deutlich, dass im armen Süden Millionen von Menschen unsere Solidarität brauchen.»
Markus Allemann, Geschäftsleiter von SWISSAID, spricht in der heutigen Ausgabe der Solothurner Zeitung über die Herausforderungen, mit welchen die ganze Welt zu kämpfen hat.
Hier geht es zum ganzen Artikel.
«Die Aktivitäten unserer Partner im Tschad geraten ins Stocken»
Olivier Ngardouel, Leiter des SWISSAID-Büros im Tschad, erläutert die neuen Regierungsrichtlinien und die Auswirkungen auf die SWISSAID-Projekte:
«Die Polizei und die Sicherheitskräfte (Gendarmerie, Polizei, Armee) patrouillieren den ganzen Tag durch die Viertel, um sicherzustellen, dass die Anweisungen und Vorschriften der Verwaltungs- und Gesundheitsbehörden eingehalten werden. Dies alles geschieht mit der Absicht, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Seit vier Tagen gilt in der Provinz Ndjamena und den umliegenden Gebieten eine Ausgangssperre von 19.00 Uhr abends bis 6.00 Uhr morgens. In diesem Zusammenhang geraten die Aktivitäten unserer Partner vor Ort weitgehend ins Stocken, da Versammlungen von mehr als 50 Personen nun verboten sind.
Das Koordinationsbüro von SWISSAID Tschad arbeitet jedoch gemeinsam mit den Partnern daran, die Sensibilisierung und Information über Hygienevorschriften in ihr Arbeitsprogramm zu integrieren. Dies geschieht in voller Übereinstimmung mit den wirksamen Kampagnen und den Anweisungen der Regierung.»
Eine Gesundheitskrise, die zur Wirtschaftskrise wird
Die Corona-Krise könnte sich allmählich in eine Wirtschaftskrise verwandeln, welche weitaus mehr Opfer fordern wird, als das Virus es tut. Vor allem in den Ländern des Südens, wo die Menschen mit unsicheren Jobs, ohne soziale Absicherung und mit hoher Nahrungsmittelunsicherheit leben. Drei unserer Partnerländer haben bereits über steigende Preise berichtet. In Guinea-Bissau, dem Tschad und Ecuador haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Tomaten und Eier in den vergangenen zwei Wochen verdoppelt oder sogar verdreifacht.
«Wenn der Brotpreis steigt, nimmt das Gewicht des Brotes ab, das heisst, sie reduzieren das Mehl. Das Brot wird kleiner. Gleichzeitig wird der Preis pro Laib erhöht», berichtet Amadi Candé, Monitoring-Verantwortlicher von SWISSAID in Guinea-Bissau.
Oftmals werden diese Preiserhöhungen von den Händlerinnen und Händlern selbst durchgesetzt – trotz dem Aufruf der Regierungen, die Preise nicht zu erhöhen.
In Ecuador wir nun nach Kennzeichen gefahren
Die ecuadorianische Regierung und das Nationale Notfallzentrum (COE) passten ihre Richtlinien an die steigende Zahl der Infektionen an, um die massive Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen.
Die Fahrzeuge dürfen abwechslungsweise genutzt werden, sortiert nach Kennzeichen. Auf den Strassen Ecuadors sind Schilder mit den folgenden Nummern erlaubt:
0: Montag und Donnerstag
1, 2 und 3: Montag und Freitag
4, 5 und 6: Dienstag und Samstag
7, 8 und 9: Mittwoch und Sonntag
Für den Einkauf kann ein Mitglied pro Familie entsprechend der letzten Ziffer des Personalausweises in den Supermarkt oder die Apotheke gehen: 1 und 2 am Montag, 3 und 4 am Dienstag – und so weiter bis am Freitag. Am Samstag können gerade Zahlen und am Sonntag ungerade Zahlen in den Supermarkt gehen.
Zunahme der Ungleichheiten in Myanmar
Im Kampf gegen das Coronavirus muss auch – und vor allem – an die Frauen gedacht werden. Bereits bestehende Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen verstärken sich in dieser Notsituation zusätzlich. Weltweit wird 70% der Arbeit im Sozial– und Gesundheitssektor von Frauen geleistet. Darüber hinaus steigt das Risiko häuslicher Gewalt in allen Ländern ab dem Alter von 40 Jahren. Und schliesslich arbeiten hauptsächlich Frauen in informellen und prekären Jobs.
LIFT, eine Stiftung, die die ärmsten Menschen in Myanmar unterstützt, stellt Forschungen von UNWOMEN und IASC (Inter-Agency Standing Committee) zu diesem Thema vor. Mehr dazu hier.
Die Krisenanfälligkeit der Tschaderinnen und Tschader nimmt von Tag zu Tag zu
Bis heute gibt es im Tschad neun Personen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden. Olivier Ngardouel, Leiter des SWISSAID-Büros im Tschad, beschreibt die Situation im Land:
«Die Regierung hat eine Gesundheitsüberwachungs- und Sicherheitseinheit zur Prävention und Bekämpfung von Covid-19 eingerichtet. Sie hat eine Reihe von Massnahmen ergriffen, die sich auf das tägliche Leben der Tschaderinnen und Tschader auswirken.
Märkte, Moscheen und Kirchen sind geschlossen. Der öffentliche Verkehr zwischen den Städten ist ausgesetzt und wird auch innerhalb der Städte eingeschränkt. Als Folge davon sind die Grundnahrungsmittel knapp geworden und die Preise teurer: Der Preis von einem Kilogramm getrockneter Okra ist von 750 auf neu 2000 FCFA (von 1.20 auf 3.20 CHF) angestiegen und das Kilogramm getrockneter Fisch kostet statt bisher 4000 neu 6000 FCFA.
Mit der Schliessung der Märkte und dem Abbau von Lagerbeständen leben die Familien von Tag zu Tag, was ihre Krisenanfälligkeit erhöht.»
Auswirkungen auf Entwicklungszusammenarbeit
Schweiz – 6.4 | Das Coronavirus wirkt sich auch auf die Entwicklungszusammenarbeit aus und zwingt auch SWISSAID, die Programme in den Partnerländern zu ändern, wie Geschäftsleiter Markus Allemann im Interview mit La Liberté erklärt:
«Einige unserer Programme werden für ein paar Monate unterbrochen werden. Wir werden sie umstellen, indem wir uns beispielsweise auf Gesundheitsprävention und Hygiene konzentrieren, Bauern unterstützen, die in Nicaragua die Saat austragen wollen, oder die Lebensmittelversorgungsketten in Tansania sicherstellen.» Zum vollständigen Artikel (FR).
Guayaquil befindet sich inmitten der Corona-Krise
Die Gesundheitssituation in Guayaquil, der grössten und bevölkerungsreichsten Stadt Ecuadors, ist chaotisch. Die Zahl der durch Covid-19 verursachten Todesfälle nimmt zu und der Abtransport der Leichen hält nicht Schritt. Darüber hinaus wird keine Analyse der Todesursache durchgeführt, und Leichenhallen nehmen aus Angst vor dem Virus keine Leichen mehr an. Infolgedessen warten die Familien vergeblich darauf, dass die Behörden die Verstorbenen aus ihren Häusern abtransportieren. Die Familien leiden auch darunter, dass sie nicht in der Lage sind, sich von ihren Lieben in würdiger Weise zu verabschieden und ihnen die üblicherweise durchgeführte Bestattung zu ermöglichen.
Die Regierung hat versichert, dass sie alles in ihrer Macht stehende tue, um die Leichen aller Verstorbenen abzuholen, und hat erklärt, dass sie die Bestattung aller an Coronavirus gestorbenen Personen veranlassen werde. In der vergangenen Woche wurden nach Angaben der nationalen Polizei 310 Leichen eingesammelt. Allerdings ist momentan nicht bekannt, wie viele Todesfälle es in Guayaquil gegeben hat und wie viele auf das Coronavirus zurückzuführen sind. Mehr dazu (SP).
SWISSAID Kolumbien befürchtet einen Anstieg der häuslichen Gewalt während der Quarantäne
Die aktuell verhängten Ausgangssperren sind hart, doch für manche Menschen, insbesondere für Frauen, bedeuten sie eine grössere Gefahr. Denn laut Medienberichten haben in Kolumbien die Fälle von Gewalt gegen Frauen um 51% gegenüber dem Vorjahr zugenommen.
Angesichts der Dringlichkeit dieser Situation hat SWISSAID Kolumbien einen Plan zur Soforthilfe erstellt. Ein grosses Netzwerk bietet in ländlichen Gemeinden Stellen für Erste-Hilfe an, führt eine virtuelle Überwachungen durch und telefoniert mit gefährdeten Frauen. Darüber hinaus sensibilisieren Erwachsene und junge Männer in mehreren Städten im Departement Sucre die Bevölkerung für Gewaltlosigkeit.
Während Covid-19 für viele Frauen eine Katastrophe ist, ist es auch eine aussergewöhnliche Möglichkeit, Solidarität zu mobilisieren und ein Ende der Gewalt gegen Frauen zu fordern.
Weitere Informationen über die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern während der Corona-Krise finden Sie hier.
«Es kommen schwere Zeiten»
In Guinea-Bissau bereitet die Ausgangssperre der Bevölkerung grosse Sorge. So ist etwa nicht klar, wie man in Zukunft zu Nahrung kommen soll. Schliesslich haben alle Geschäfte geschlossen. Mamadou Saliu Nanque, ein Einwohner von Bissau, erklärt die Schwierigkeiten, mit welchen er nun konfrontiert ist. Trotz allem fordert er, dass die Anweisungen der Regierung befolgt werden sollen.
Die Ausgangssperre kann die Jugendlichen aus Sucre nicht stoppen
Die Mitglieder der «plataforma de juventud» (Jugendplattform) in der Region Sucre, Kolumbien, nutzen die ihnen zur Verfügung stehenden technologischen Mittel, um während der Ausgangssperre informiert zu bleiben und sich politisch zu engagieren. So ist es den Jugendlichen aus 11 der 26 Gemeinden der Region Sucre gelungen, ihre Vorschläge für die Entwicklung der Gemeinden von den Mitgliedern der Räte für Landnutzungsplanung genehmigen zu lassen.
Zu ihren Initiativen gehören die Schaffung eines Wirtschaftsfonds für Jungunternehmende, ein verbilligtes Verkehrsabonnement für Studierende, die täglich aus den ländlichen Gemeinden ins Stadtzentrum fahren müssen, und die Schaffung von Gesundheitsdiensten, die an die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst sind.
Was können wir von der Corona-Pandemie lernen?
2.4 | Die Corona-Pandemie wirft grundlegende Fragen auf, darunter auch die nach unserem derzeitigen Ernährungssystem. Ein System, welches stark von der Globalisierung geprägt wurde und Pflanzen, wie auch Tiere nicht ausreichend respektiert.
Vielleicht kann uns die durch Covid-19 hervorgerufene Krise wieder einen Schritt hin zu einem lokalisierten, nachhaltigen und agroökologischen Ernährungssystem bringen.
Hier geht es zum Artikel.
«Wir beobachten, welche Programmaktivitäten ausgesetzt, modifiziert, verstärkt oder gestrichen werden müssen.»
Blaise Burnier, Büroleiter in Tansania, äussert sich zu den Entwicklungen im ostafrikanischen Land:
«Wir von SWISSAID Tansania informieren uns laufend über die Entwicklung der Pandemie im Land und die Präventionsmassnahmen der Regierung. Wir analysieren fortlaufend die Risiken für unsere Mitarbeitenden, Partner und Begünstigte und legen fest, welche Reaktionen in einem sich ständig verändernden Umfeld vorgenommen werden müssen. Wir beurteilen auch, welche unserer Programmaktivitäten ausgesetzt, modifiziert, verstärkt oder gestrichen werden müssen. Zu diesem Zweck kommuniziert unser Managementkomitee eng mit unseren Mitarbeitenden und Partnern. Wir arbeiten eng mit einem breiten Netzwerk von internationalen und nationalen NGOs zusammen, die in Tansania aktiv sind, und wir folgen den Empfehlungen der Regierung sowie von Sonderorganisationen wie der Weltgesundheitsorganisation.»
Indiens öffentlicher Verkehr kommt zum Stillstand
Nach der Ankündigung der Ausgangssperre am vergangenen Mittwoch (25. März) steht in Indien alles still. Als Reaktion darauf kehrt ein grosser Teil der armen Bevölkerung in ihre Dörfer zurück. In manchen Fällen müssen die betroffenen Menschen zu Fuss über Hunderte von Kilometern nach hause laufen, da die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr in Betrieb sind (auch „Der Bund“ berichtete).
Vielerorts, wo SWISSAID mit Projekten aktiv ist, haben die Dorfbewohnerinnen und -bewohner Barrikaden errichtet, um sich einzuschliessen und zu verhindern, dass kranke Menschen von aussen in die Dörfer kommen.
Die Lage in Tansania ist angespannt
Nach der Bekanntgabe des ersten bestätigten Falls von Covid-19 am 16. März und der darauffolgenden Fernsehansprache des Präsidenten am 22. März stieg die Spannung in Tansania an. Alle Schulen wurden für 30 Tage geschlossen, grössere Demonstrationen und Kundgebungen wurden bis auf weiteres verboten und von Menschenansammlungen wird nachdrücklich abgeraten. Zudem werden alle Menschen, die aus stark betroffenen Ländern einreisen, unter eine 14-tägige Quarantäne gestellt.
Informationen über das Coronavirus dominieren alle Nachrichten und die sozialen Medien. Die Menschen sind sehr besorgt über die Gesundheitsrisiken, schliesslich ist das Gesundheitssystem des Landes nur begrenzt ausgebaut. Die Menschen sind jedoch auch sehr besorgt über die Auswirkungen dieser Pandemie auf die Wirtschaft. In einem Land, in dem ein grosser Teil der Bevölkerung von Tagelöhnen lebt, könnten strikte soziale Distanzierungs- und Eindämmungsmassnahmen katastrophale Folgen haben, auch wenn entscheidende Sektoren wie der Tourismus bereits jetzt praktisch zum Erliegen gekommen sind.
Ideenreich durch die Krise
Der Samstagsmarkt in Solothurn (Schweiz) ist seit zwei Wochen aufgehoben. Einzelne Marktstände verkaufen ihr Gemüse dennoch an unterschiedlichen Orten, und immer unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes. Dieser Biohof ist besonders konsequent: Ideenreich werden die Gebote der Distanz und der Hygiene eingehalten.
Kann die Saat in Nicaragua rechtzeitig ausgebracht werden?
Nicaragua, 30.3 | Der April ist ein sehr wichtiger Monat für die Landbevölkerung Nicaraguas. Es ist der Zeitpunkt, an dem die Bäuerinnen und Bauern ihre Ausrüstung, das Saatgut und weitere Ressourcen vorbereiten, welche für die Aussaat von Feldfrüchten im Mai (während der Regenzeit) benötigt werden. Das Überleben von Tausenden von Kleinbauernfamilien hängt von diesem Saatgut ab.
SWISSAID Nicaragua und ihre Partner setzen sich dafür ein, dass diese Aktivitäten in den unterstützten Gemeinden durchgeführt werden können. Davon hängt das Überleben der ärmsten Menschen ab.
Die Auslandsverschuldung Ecuadors steigt an
Oscar Quillupangui, Co-Leiter des SWISSAID-Büros in Ecuador äussert sich zu der finanziellen Lage seines Landes:
«Die ersten Auswirkungen von Covid-19 in Ecuador bestätigen, dass das öffentliche Gesundheitssystem nicht auf die Pandemie vorbereitet ist. Den Krankenhäusern fehlt es an Ausrüstung – sie müssen dringend mehr Material erhalten. Statt in das Gesundheitssystem zu investieren, hat die ecuadorianische Regierung nun 325 Millionen Dollar für die Bezahlung von Staatsanleihen ausgegeben. Dies mit der Absicht, weitere Kredite zu erhalten.
Während die Weltbank und der Internationale Währungsfonds bestätigt haben, dass sie in den kommenden Wochen grosse Geldsummen bereitstellen können, verstehen die Bürgerinnen und Bürger nicht, aus welchem Grund diese grossen Finanzinstitutionen in einer Zeit der globalen Krise den Ländern Bedingungen für den Zugang zu Ressourcen in Form von Krediten auferlegen. Es scheint, dass die Vergabe von Krediten in der Zeit von Covid-19 ein gutes Geschäft ist.»
Es braucht alle, um die Ansteckungskurve flach zu halten
«Niamey, 24. März 2020, 19 Uhr, Zeit des Maghrib-Gebets, Sonnenuntergang. Nachdem ich das Büro um 18.30 Uhr verlassen hatte, nahm ich den üblichen Weg nach Hause. Ich war überrascht, dass die Menschen in den verschiedenen Moscheen des Viertels zusammengedrängt dastanden – so, als ob nichts passiert wäre! Eine Woche zuvor hatte sich die Regierung mit den Führern der beiden Hauptreligionen in Niger (Islam und Christentum) getroffen, um mit ihnen über die Risiken von kollektiven Gebeten zu sprechen. Es war ein hoffnungsloser Fall. Einige Menschen in der Bevölkerung halten sich weiterhin nicht an einfachste Vorsichtsregeln.»
Trotz des ersten Falles in Niger (siehe Beitrag vom 20. März) befürchtet Adamou Moussa Abba, Leiter des SWISSAID-Büros in Niger, dass die Bevölkerung die Dringlichkeit der Situation noch nicht verstanden hat.
Kolumbianische Jugendliche werden aktiv
SWISSAID und vier weitere kolumbianische Organisationen haben die Produktion eines Sensibilisierungsvideos gegen die Verbreitung des Cornavirus unterstützt. Wie überall auf der Welt ist es wichtig, sich regelmässig die Hände zu waschen, zu Hause zu bleiben und eine Maske zu tragen. Jugendliche werde nun aktiv, um diese Informationen zu verbreiten.
Der Alltag wird sich verändern müssen
Es ist sehr schwierig, die Gewohnheiten der Bevölkerung zu ändern – das ist auch in Guinea-Bissau zu sehen. Trotz der vielen Präventionsbotschaften, die über das Radio übertragen werden, findet noch immer ein grosser Teil des Alltags auf der Strasse statt.
Die Regierung hat die Schliessung der meisten Geschäfte, Märkte, kleinen Strassenverkaufsstellen und auch einiger Apotheken angeordnet. In einem der ärmsten Länder der Welt haben die Frauen nun grosse Angst davor, dass sie ihre Kinder bald nicht mehr ernähren können.
Was die Krise für Frauen bedeutet
Indien, 26.3 | «Die Situation von alleinstehenden Frauen, weiblichen Familienoberhäuptern und Frauen, die von Tageslöhnen abhängig sind, hat sich deutlich verschlechtert. Und wenn die durch den Corona-Virus hervorgerufenen Massnahmen noch lange bestehen bleiben, wird sie noch prekärer. Die häusliche Gewalt wird wahrscheinlich zunehmen und in dieser speziellen Situation wohl auch viele neue Formen annehmen.», berichtet Sneha Giridhari, die Gender-Expertin von SWISSAID in Indien.
Weitere Informationen über die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern während der Corona-Krise finden Sie hier.
Ecuador: Mit gesunder Nahrung gegen den Virus
In Ecuador hat die Regierung am 16. März den Notstand ausgerufen. Dadurch wurde die Mobilität der Bevölkerung eingeschränkt und alle Arten von sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten wurden mit Ausnahme des Gesundheits- und Lebensmittelsektors eingestellt. Seither haben die bestätigten positiven Corona-Fälle um 139 Prozent zugenommen (von 451 auf 1082). Zudem gab es bereits 27 Todesfälle in der ersten Woche.
Oscar Quillupangui, Co-Leiter des Büros in Ecuador, geht auf die Einschränkungen und deren Folgen ein:
«Der Ausnahmezustand schränkt das Einkommen der am meisten gefährdeten Menschen ein. So trifft dieser Bäuerinnen und Bauern, wie auch indigene Frauen besonders hart. Zudem erreichen staatliche Hilfeleistungen und Gesundheitsdienste diese Bevölkerungsgruppen kaum. Dennoch konnte die Agroökologie, wie auch die chemiefreie Nahrungsmittelproduktion das Interesse der Stadtbevölkerung wecken. Schliesslich kann man mit einem gestärkten Immunsystem besser mit Viren wie Covid-19 zurechtkommen.
Auf dem agroökologischen Markt im Dorf Pelileo (Provinz Tungurahua) werden einmal wöchentlich, unter Einhaltung der Massnahmen, gesunde Nahrungsmittel angeboten. SWISSAID hat 80 Frauen dabei unterstützt, dass sie weiterhin Produkte verkaufen können und folglich unter weniger starken Einkommenseinbussen leiden müssen. Die Bäuerinnen haben sich dazu verpflichtet, die gleichen Preise und Mengen wie üblich beizubehalten – im Gegensatz im Rest des Landes, wo die Spekulation um Lebensmittelpreise zunimmt.»
Grosse Herausforderungen in Indien
«Wir stehen in Kontakt mit unseren Partnern und bereiten einen Notfallplan vor, damit wir – wenn nötig – reagieren können. Wir hoffen und beten, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert.» Die Worte von Kavita Ghandi, Leiterin des SWISSAID-Büros in Indien, zeigen die grossen Herausforderungen, mit denen das Land umgehen muss. Viele Teile des Landes, darunter auch der Bundesstaat Maharashtra, in dem SWISSAID viele Projekte betreibt, werden isoliert, mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung.
Zusätzliche Hygienemassnahmen im Tschad
Im Tschad hat das SWISSAID-Koordinationsbüro Handwaschanlagen für die Personalhygiene installiert. Ein Sprühgerät (links) steht ebenfalls zur Verfügung, damit die Toiletten vor dem Benutzen desinfiziert werden können. Diese zusätzlichen Hygienemassnahmen haben zum Ziel, die Übertragungskette des Coronavirus zu unterbrechen.
Bogota übt für den Ernstfall
Claudia López, die Bürgermeisterin von Bogotá, hatte in der vergangenen Woche verfügt, dass von Freitag bis Montag Einwohnerinnen und Einwohner (also fast 8 Millionen Menschen) zu Übungszwecken zu Hause bleiben sollen, um sich auf einen möglichen Notfall vorzubereiten.
Walquiria Perez, Leiterin des SWISSAID-Büros in Kolumbien, erzählt:
«Am ersten Tag der angeordneten Quarantäne-Übung glich das sonst so geschäftige Bogotá am Freitag einer Geisterstadt. Die Menschen reagierten solidarisch auf die Massnahme zur Vorbereitung auf das Coronavirus, blieben in ihren Häusern und begannen, Beziehungen virtuell zu pflegen und im Homeoffice zu arbeiten.
Obwohl diese Massnahmen notwendig und wirksam sind, ist es wichtig, Familien, die von der Hand in den Mund leben, rechtzeitig Lösungen anzubieten. Wir müssen in dieser Krise Solidarität zeigen, und ich hoffe, dass es keine Hamsterkäufe in den Geschäften und keine Lebensmittelspekulationen geben wird.
Es ist wichtig, zu würdigen, dass es die Bauernfamilien sind, die uns mit Lebensmitteln versorgen. Dies ist eine ausserordentliche Gelegenheit, unsere Regierung aufzufordern, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, alternative Nahrungsmittelketten und die ländliche Produktion zu fördern.»
Momentan ist es ruhig in Niamey
Niger, 20.3. | Adamou Moussa Abba, Büroleiter SWISSAID Niger: «Im Moment ist es ruhig in Niamey, aber es kursieren sehr viele Fake News in den Sozialen Medien. Gestern ist im Niger der erste Corona-Fall bekannt geworden: ein junger Auszubildender einer Transportfirma, der das Virus von einer Reise in den Niger gebracht hat. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist er in Quarantäne.»