Nachdem alle Kinder die strengen Kontrollen am Eingang zum Parlamentsgebäude passiert haben, warten sie in der Eingangshalle auf den Beginn der Führung. Die zwei Klassen aus Seon und St. Gallen wirken dabei erstaunlich ruhig. Sind sie etwa ehrfürchtig, nervös, oder gar etwas eingeschüchtert von der Bundespolizei draussen beim Eingang?
Dann schreitet Fabian Molina, Nationalrat und Co-Präsident von SWISSAID, die Treppe runter. Nach einer kurzen Begrüssung kann’s los gehen: Wandelhalle, National- sowie Ständeratssaal stehen auf dem Programm.
Die Führung durchs Bundeshaus ist ein besonderer Event und auch ein kleines Dankeschön für den Einsatz der Schulklassen. Fabian Molina leitet dabei gekonnt durch die Räumlichkeiten und lässt sich durch die Vielzahl an Fragen nicht aus der Ruhe bringen.
In der Wandelhalle geht es ans Eingemachte. Fabian Molina möchte von den Kindern wissen, wie der neue Bundesrat heisst und wie viele National- und Ständeräte es gibt.
Die erste Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: Beat Jans. Doch bei den Anzahl National- und Ständeräten hapert es zuerst ein Bisschen. Jemand versucht es mit sieben Nationalräten. Gemeinsam schaffen es die Kinder aber dann doch noch, die richtigen Zahlen zusammenzukriegen (200 National- und 46 Ständeräte).
Auch für weniger politische Fragen hat es Platz. Wie schwer der prunkvolle Kronleuchter im Ständeratssaal sei, möchte beispielsweise ein Kind wissen. Fabian Molina muss auf eine spontane Schätzung zurückgreifen und meint, etwa 1.5 Tonnen. Tatsächlich ist der Leuchter im Ständeratsaal mit seinen 208 Lichter eines der grössten Exemplare aus der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das in der Schweiz noch vorhanden ist.
Spontanes Aufeinandertreffen mit Ständeratspräsidentin Eva Herzog, die Rede and Antwort steht und sogar für ein Klassenfoto posiert.
Am Ende der Führung verabschiedet sich Fabian Molina, wünscht eine gute Heimkehr und bedankt sich bei den Kindern:
«Herzlichen Dank, dass ihr euch mit dem Abzeichenverkauf für die Ärmsten dieser Welt einsetzt. Euer Engagement ist enorm wichtig und verdient grossen Respekt.»
Bei der Frage, was ihnen am besten gefallen hat, gehen viele Kinder, wohl beeinflusst durch die Atmosphäre im Bundeshaus, diplomatisch vor und sagen «Alles!». Doch es gibt auch Schüler mit dezidierteren Meinungen. So erklärt Viertklässler Tristan aus St. Gallen, ihm habe das Bild im Ständeratssaal am besten gefallen. Ob er nicht das berühmte Bild im Nationalratsaal meine? Nein, das sei doch viel zu ruhig, fügt er fachmännisch hinzu.
Einsatz für ein Leben ohne Hunger
Seit 75 Jahren unterstützen Schulklassen aus der ganzen Schweiz SWISSAID tatkräftig durch den Verkauf von Abzeichen. Dieses Jahr waren es handgefertigte Windlichter. 363 Schulklassen haben 2023 am Abzeichenverkauf teilgenommen und damit Spenden von rund CHF 330’000.- erzielt. Der Erlös geht an SWISSAID-Projekte, die den ärmsten Menschen im Globalen Süden ein Leben ohne Hunger ermöglichen. Die Kinder dürfen einen kleinen Teil des Geldes für ihre Klassenkasse behalten.