Der Verzehr von Produkten aus biologischem Anbau hätte «indirekt zur Folge, dass Menschen in Afrika verhungern», meint Erik Fyrwald, Chef des Pestizidriesen Syngenta. Seine Lösung für die Nahrungsmittelkrise, die die Welt erschüttert? Auf Bio verzichten und auf neue Gentechnologien und Pestizide setzen, um so die Ernteerträge zu steigern.
Wir sollten nicht auf die Forderungen der Agrarkonzerne hören, denn sie haben ihre eigenen Grenzen deutlich aufgezeigt: Weltweit leiden immer noch über 800 Millionen Menschen an Hunger, die industrielle Landwirtschaft schafft dabei keine Abhilfe. Darüber hinaus zerstört sie die biologische Vielfalt und die Fruchtbarkeit der Böden vor unseren Augen. Innerhalb eines Jahrhunderts sind 75 Prozent der Pflanzensorten verschwunden, was vor allem auf den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen ist. Dieselben Pestizide vergiften jene Menschen, die sie anwenden.
Auch bezüglich der Biokraftstoffe müssen wir umdenken: Für den Anbau werden grosse landwirtschaftliche Flächen beansprucht, während ein Teil der Welt zu wenig zu essen hat. Europa verarbeitet laut einer aktuellen Studie der NGO Transport & Environment täglich immer noch 10’000 Tonnen Weizen zu Ethanol, was 15 Millionen Laiben Brot à 750 Gramm entspricht.
Kehrtwende hin zur Agrarökologie
Um die weltweite Ernährungssicherheit und insbesondere die der armen Länder im Süden zu stärken, ist eine Abkehr vom derzeitigen Agrar- und Lebensmittelsystem notwendig. Bei SWISSAID haben wir uns bereits vor vielen Jahren für die Agrarökologie entschieden.
Die Agrarökologie stärkt eine diversifizierte landwirtschaftliche Produktion, die nahe an den Menschen ist, setzt auf lokale Ressourcen wie bäuerliches Saatgut, Biopestizide sowie auf das Zusammenspiel von Pflanzen und Insekten zur Schädlingsbekämpfung. Die Agrarökologie funktioniert! Sie erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel, stärkt die Biodiversität und ermöglicht es Bauernfamilien, sich aus der Abhängigkeit von industriellem Saatgut und chemischen Düngemitteln zu befreien.
SWISSAID setzt die agrarökologische Anbaumethoden seit Jahrzehnten als ihre beste Waffe im Kampf gegen den Hunger ein. So entwickelt sie in ihren Partnerländern zahlreiche Projekte, um die Bäuerinnen und Bauern in dieser nachhaltigen Landwirtschaftsmethode auszubilden und so ihre Autonomie zu stärken.
Um den Zugang zu Nahrung für alle zu gewährleisten, geht es auch darum, unsere Abhängigkeit von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais oder Reis zu reduzieren und parallel dazu Kulturen zu fördern, die besser an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst sind. In mehreren afrikanischen Ländern konzentrieren sich unsere Projekte beispielsweise auf Hülsenfrüchte und Hirse, die besser an das warme Klima angepasst, nährstoffreich sind und wenig Wasser verbrauchen.
Die globale Ernährungssicherheit kann nur erreicht werden, wenn wir mit den Kleinbäuerinnen und –bauern zusammenarbeiten, die industrielle Landwirtschaft aufgeben und auf eine echte Transformation der Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsysteme hinarbeiten.